Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 364 — 
heit von Böhmen dort die Regentschaft führen sollte, die Städte 
Leitmeritz, Laun, Brüx und Melnik ein, außerdem den großen Turm 
auf der Prager Burg. 
Auch in Thüringen begannen sich die Verhältnisse zu klären. 
Ehe König Albrecht nach Böhmen abzog, lud er den Landgrafen noch 
einmal vor seinen Richterstuhl, während er sein Lager in der Nähe 
von Mühlhausen hatte. Der Landgraf erschien nicht, Albrechts Zug 
nach Böhmen half ihm aus der Verlegenheit; aber der ewigen Unruhe 
müde, übergab er Land und Leute an seine Söhne unter Vorbehalt 
des landgräflichen Titels und der damit verknüpften Rechte und zog 
sich nach Erfurt in die Stille des Privatlebens zurück. Es blieb die 
Auseinandersetzung mit Diezmann übrig wegen der Nachfolge in 
Thüringen. Da trat wiederum ein unvorhergesehenes Ereignis da- 
zwischen, das, so schmerzlich es empfunden wurde, doch auch zur Ent- 
wirrung der Lage das Seine beitrug. Am 10. Dezember 1307 erlag 
Diezmann zu Leipzig einer Verwundung, die er drei Tage vorher im 
Predigerkloster erhalten hatte, und ward in der Dominikanerkirche, der 
heutigen Paulinerkirche, bestattet. Üüber dieses Vorkommnis fließen 
spätere Quellen reichlicher als zeitgenössische. Schon der Todestag wird 
verschieden überliefert; neben dem genannten Datum der 3. Dezember 
und die Christnacht. Nach den altenzellischen Annalen soll Diezmann 
in der Thomaskirche während der Christmette ermordet worden sein 
und spätere Uberlieferung setzt hinzu, daß solches nach der Anstimmung 
des Benedictus und nach dem Auslöschen der Lichter geschehen sei. 
Das blutige Messer habe den Mörder verraten, der nachher mit 
glühenden Zangen gerissen und gerädert worden sei. Soweit die sagen- 
hafte Überlieferung, die ebensowenig wie die beglaubigte einen sicheren 
Anhalt betreffend die Beweggründe der grausigen That giebt. 
Friedrich der Freidige als allciniger Land-- und Markgraf. 
Friedrich sah sich nun bald von dem größten Teile der thüringisch- 
meißnischen Lande als Herrscher anerkannt. Er schrieb auf die Fasten 
1308 einen Tag nach Erfurt für die Edlen und Amtleute Thüringens 
aus, nachdem er schon vorher mit dem Anhange seines ermordeten 
Bruders, allerdings nicht ohne große Geldversprechungen, sich ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.