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ist der christliche Glaube. wenn dem Sünder solche Fürbitte nichts
helfen kann!“ Fünf Tage lang soll er sich mit ängstlichen Gedanken
über diese Frage herumgetragen haben, dann beraubte ihn ein Schlag-
fluß des Gebrauches der Glieder und der Sprache völlig, und tiefe
Schwermut brach über ihn herein. Weder die aufopfernde Fürsorge
seiner Gemahlin Elisabeth, noch deren reiche Vergabungen an Kirchen
und Klöster vermochten die Leiden des Körpers und der Seele bei
dem Gemahle zu lindern. Um eine männliche Hilfe zu haben, nahm
sie den Grafen Günther XVI. von Schwarzburg zum Vormunde für
ihren damals im 13. Lebensjahre stehenden Sohn Friedrich. Er scheint
die an sich kluge Frau gut beraten zu haben; denn sie hatte allent-
halben ihre Augen, wo es das Interesse des Hauses verlangte. So
brachte sie dessen Ansprüche auf die Niederlausitz bei dem Erzbischof
von Magdeburg zu gegebener Zeit wieder in Erinnerung, freilich ohne
damit durchdringen zu können. Ferner plante sie eine Verbindung
mit der Tochter Johanns von Böhmen, Jutta, da der Böhmen-
könig in hohem Ansehen bei König Ludwig stand, und sie für die
Belehnung ihres Sohnes im Todesfalle des Vaters besorgt war.
Als aber nach der Schlacht von Mühldorf (1322, 28. September) sich
die Beziehungen zwischen dem unstäten Böhmenkönig und Ludwig von
Bayern zu lockern begannen, da Ludwig die durch Waldemars und
Heinrichs Tod erledigte Mark Brandenburg nicht seinem Bundesgenossen
und Mithelfer an jenem Siege über Friedrich von sterreich übertrug,
wie Johann gehofft hatte, sondern seinem eigenen Sohne Ludwig, da
zog man die veränderte politische Lage auch am thüringischen Hofe
weislich in Betracht und faßte einen anderen Entschluß. Das Ver-
löbnis mit der Tochter des Böhmenkönigs wurde aufgehoben und
dafür der junge Landgraf mit der Tochter des römischen Königs
Ludwig versprochen. Es war dies entschieden ein politischer Schach-
zug von großem Erfolg; denn allen Beteiligten war damit genutzt.
An Stelle des unzuverlässig werdenden Böhmen gewann der Bayer
im Süden der neu erworbenen Mark Brandenburg an dem Wet-
tiner einen wertvollen Bundesgenossen, anderseits wurden sämtliche
Schwierigkeiten gelöst, die etwa noch betreffend das Verhältnis der
Wettiner zum Reiche bestanden. Der römische König säumte nicht,
seinem zukünftigen Eidam die Bestätigung seiner Lehen zu erteilen.