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Ludwig II., der Eiserne.
Nicht gleich zog der neue junge Landgraf in das Erbe der Väter
ein. Wenn auch der bedeutende Gegner der Stauffen und seit kurzem
auch der seines Vaters, Heinrich der Stolze, gestorben war, so vertraten
doch die Großen Sachsens und insbesondere die Kaiserin-Witwe
Richenza die Sache des unmündigen Heinrich, des nachmaligen Löwen.
Somit wartete man erst einen Erfolg gegen die Welfen ab, der durch
die Niederlage des Herzogs Welf vor Weinsberg gegeben wurde, und
dann geleitete, wie es scheint, der Erzbischof Adalbert von Mainz den
jugendlichen Herrscher nach Thüringen, für den dann wesentlich die
Mutter und der Oheim, Bischof Udo von Naumburg, die Regierung
geleitet haben. Es war das freilich ein schwieriges Amt damals, die
Herrschaft für einen anderen leiten, wenn man oft genug im eigenen
Lande sich nicht unbedingt als Herr fühlte. Und so mögen auch in
Thüringen während der Minorität des zweiten Ludwig alle die Ele-
mente unter den selbstwilligen Vasallen neues Selbstbewußtsein erlangt
haben, die daran gewöhnt waren, ihren Vorteil von der Schwächung
der Zentralgewalt zu erhoffen. Wie oft genug, hat auch hier die
Volkssage einen richtigen Kern bewahrt; denn es liegt durchaus nichts
psychologisch Einwendbares gegen die Geschichte vom Schmied von
Ruhla vor. Wohl können wir uns den jungen Fürsten denken, der
bis zum Tode der Mutter, 1248, noch nicht selbständig die Süße der
Gewalt gekostet hatte und nun, ein Zwanzigjähriger, bei reichem Wollen
und Können aber auch mit dem berechtigten Wunsche der Jugend,
selbständig zu genießen und zu gebieten, recht leicht sein Herz und sein
Ohr willigen, aber übermütigen Schmeichlern vornehmen Standes
lieh und auf dem schlimmen Wege war, selbst einer ihresgleichen
zu werden. Da führt ihn ein glücklicher Zufall, den von der Jagd
und anderer Lustbarkeit Ermatteten, als Unbekannten — und auch das
ist ein feiner Zug der Sage — unter das gastliche Dach des Ruhlaer
Schmiedes. Wie der dem glühenden Eisenbolzen hämmernd Härte ein-
schlägt, so wünscht er, daß sein Landgraf hart werden möge. Und der
Jüngling hört es staunend, sinnend und dann ahnungsvoll fragend.
Die Folge ist jener Acker bei Freiburg an der Unstrut, der früher den
Namen Adelsacker führte, auf dem nach der allzureichlich zbergelten-
St###o#, Geschichte der söchsischen Lande.