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den Sage der zum grimmen Richter umgewandelte Jüngling die bauern-
schindenden Großen des Landes selbst vor den Pflug gespannt und
unter Peitschenhieben zum Aufreißen der Scholle angetrieben habe.
Selbst im Tode, so weiß die Sage weiter, wurde der Landgraf den
früher so aufsässigen Vasallen fürchterlich; denn er bestimmte ihnen,
daß sie seinen Leichnam von der Neuenburg bei Freiburg, wo er starb,
die zehn Meilen Wegs bis zum Kloster Reinhardsbrunn, wo er ruhen
wollte, auf den Schultern zu tragen hätten. Und sie sollen es, furcht-
erfüllt, auch gethan haben. Dafür mußten sie ihm wohl gram genug
sein; und da er das wußte, so ging er nie anders einher, als mit
einem eisernen Panzerhemd. Daher hat er nach dem Volksmund den
Beinamen „der Eiserne“ erhalten. Wir Späteren dürfen den Zunamen
zweifellos auf ein eisernes Wollen zurückführen. Von welcher An-
schauungsweise er durchdrungen war, beweist ein mahnendes Schreiben,
das er noch als junger Mann an seinen jüngeren gleichnamigen Bruder
richtet. „Laß uns daran denken,“ so schreibt er, „wie unser Geschlecht
durch Glück und Mannheit emporgekommen und mit Gottes Hilfe da-
hin gelangt ist, daß es, den ersten Fürsten des Reiches ebenbürtig,
Stellung, Namen und Ruhm erlangt hat.“ Darum solle der Bruder
seine Zeit nicht in nutzlosen und gefährlichen Waffenspielen vertrödeln,
sondern sich mit den Geschäften des Staates und Reiches beschäftigen,
wie es einem Fürsten gezieme.
In dem noch immer nicht beigelegten Streite zwischen dem Stauffer
Konrad und den Welfen nahm der junge Landgraf offenbar keine
wesentliche Stellung ein; jedenfalls hielt er, und das mit Recht, eine
dem Könige zuneigende Neutralität für das beste Mittel, sich und sein
Land von den Wirren des Bürgerkrieges frei zu halten. Auch an
dem Kreuzzuge des Jahres 1147, der den König Konrad nach dem
Orient führte, beteiligte sich Ludwig nicht. Sein Oheim, der Bischof
Udo von Naumburg, dagegen teilte mit dem Könige die Mühsale des
Kreuzzuges und erlag dann auf der Rückkehr den dabei erlittenen
Unbilden. Landgraf Ludwig und die sächsischen Fürsten und der Erz-
bischof Heinrich von Mainz begleiteten den König nur bis Nürnberg und
kehrten dann wieder um. Als Konrad dann heimgekommen war gestaltete
sich das Verhältnis des Landgrafen zu ihm durchaus freundlich. Es
fand das u. a. einen thatsächlichen Ausdruck darin, daß im Jahre 1150