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nähren können. Man sieht, mit welchem Maßstabe ein geistlicher
Chronist jener Zeit einen Fürsten mißt, von dem man doch auch noch
anderes gern als wesentlich hören möchte; glücklicherweise fehlt auch
dieses nicht bei Ludwig, dem jener vorerwähnten Eigenschaften wegen
schon frühzeitig der Beiname des Frommen, später wohl auch des
Milden, d. h. des Freigebigen, gegeben worden ist. Gleich im Anfange
seiner Regierung, 1193, stand er zu Gunsten seines kaiserlichen Oheims
in Waffen gegen die Söhne Albrechts des Bären. Auch ihm selbst
mußte daran gelegen sein, die askanischen Nachbarn von der Schärfe
seines Schwertes zu überzeugen, da der eine der Brüder, Graf Bern-
hard, hart an der Grenze Thöringens Besitzungen hatte, der andere
aber, Graf Hermann, als Erbe der weimar-orlamündischen Besitzungen
mitten in Thüringen angesessen war. Es gelang Ludwig, Ende 1193
oder Anfang des folgenden Jahres Weimar zu erobern. Dabei wurde
er von Kaiser Friedrich unterstützt, der das Weihnachtsfest mit ihm
zu Erfurt heging, dann Ende Februar in Merseburg verweilte. Nach-
dem der Kaiser nach dem Westen abgezogen, wohin ihm Ludwig und
sein Bruder Heinrich bis Aachen das Geleit gegeben hatten, setzte er
den Krieg fort und trug ihn über Thüringens Grenzen hinaus. In
Werben an der Elbe schloß er den sechsten Sohn Albrechts des Bären,
seinen Oheim Dietrich ein, erlitt aber eine schwere Verwundung, die
ihn zu einem längeren friedlichen Aufenthalt in der Heimat zwang.
Dann aber setzte er 1175, mit Heinrich dem Löwen verbündet, den
Kampf fort, indem er in Bernhards Land einfiel, Aschersleben zer-
störte und das Land bis zur Saale verwüstete. Wenngleich nun wohl
nach solchen Erfolgen die Askanier klein beigaben, so war es doch für
Ludwig geratener, daheim zu bleiben und sein Gebiet zu schirmen, als
mit Kaiser Friedrich nach Italien zu ziehen. Es war das jener un-
glückselige Zug, der wegen der von Heinrich dem Löwen verweigerten
Heeresfolge zur Niederlage von Legnano führte (29. Mai 1176). Von
da an war die Niederwerfung des stolzen Bayern= und Sachsenherzogs
das gebotene Ziel der Politik Kaiser Friedrichs, wenn er nicht selbst
alles Ansehen und seine Stellung im Reiche darüber einbüßen wollte.
Die Stellung des thüringischen Landgrafen zu diesen neuen Ver-
hältnissen war schwierig. Heinrich war ihm bisher ein wertvoller
Bundesgenosse im Kampfe gegen die Askanier gewesen und war ihm
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