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außerdem ein übermächtiger Nachbar, den man lieber zum Freunde
als zum Feinde haben mochte. So lag ihm daran, daß der Streit
zwischen dem Kaiser und dem streitbaren Vasallen in Güte beigelegt
werden möchte, und machte dementsprechende Versuche noch im Laufe
des Jahres 1178 im Verein mit dem Erzbischof Wichmann von Magde-
burg; ihr Bemühen blieb jedoch erfolglos. Noch kündigte Ludwig den
Bund seinem bisherigen Kampfgenossen nicht auf, aber er beteiligte
sich doch, wenn auch später, 1179, an der Belagerung von Haldens-
leben, die von den Erzbischöfen von Köln und Magdeburg schon be-
gonnen worden war. Mit 400 Rittern erschien der Landgraf. Aber
sein Erscheinen hatte, aus welchen Gründen ist nicht ersichtlich, eine
Entzweiung der beiden Kirchenfürsten zur Folge, die Belagerung wurde
ausgegeben, und der Kölner nahm aus Furcht vor Heinrich dem Löwen
das Geleit des Landgrafen in Anspruch, der ihm bis über die Weser
folgte. Unterdessen nahm der Prozeß gegen den übermütigen Sachsen-
herzog, der sich durch verheerende Einfälle an seinen Gegnern rächte,
den schon früher erwähnten Fortgang. Nachdem er sich den wieder-
holten Vorladungen zu Reichstagen nicht gestellt hatte, wurden ihm
zu Gelnhausen im April 1179 sämtliche Reichsämter und Lchen
endgültig abgesprochen. Erzbischof Philipp von Köln und Graf Bern-
hard von Anhalt teilten sich in die sächsischen Lande des Geächteten.
Aber auch Landgraf Ludwig erhielt zu Gelnhausen einen wichtigen
Zuwachs an Macht und Ansehen. Vor kurzem war der Pfalzgraf
Adalbert von Sommerschenburg gestorben und mit seinem Tode ein
Fürstentum erledigt worden, das durch seine Lage wohl für den Land-
grafen von Thüringen von Interesse war, gleichzeitig aber auch bei
dem bevorstehenden Entscheidungskampfe mit Heinrich dem Löwen
als eine Vorburg im östlichen Sachsen große Wichtigkeit besaß. Es
war ein hoher Beweis von Vertrauen, daß Kaiser Friedrich das er-
ledigte Reichslehen zu Gelnhausen an den Landgrafen übertrug. Erst
durch solchen Preis ließ sich Ludwig zu einer entschiedenen Stellung-
nahme gegen Heinrich den Löwen gewinnen; „auf Befehl seines Oheims,
des Kaisers, und auf Bitten des Kölner Erzbischofs und der übrigen
Fürsten“ kündigte der Landgraf dem Welfen das Bündnis. Alsbald
fiel dieser über die Lande seines abtrünnigen Bundesgenossen her,
während der Landgraf im Gebiete des Herzogs gleiches mit gleichem