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Heldenthaten auf übernatürliche Hilfe zurückführte. Ja, Ludwig selbst
und seine Begleiter wollten die himmlische Erscheinung des heiligen
Georg wahrgenommen haben, dem der Landgraf als seinem besonderen
Schutzpatron zu dienen pflegte. Noch am Anfang des 14. Jahrhun-
derts war die Überlieferung von diesen Thaten so lebendig, daß ein
sonst unbekannter Sänger im Auftrage des Herzogs Bolko von Münster-
berg sie zum Gegenstande seiner Dichtung machte.
In der Zwischenzeit hatte sich zum Teil bestätigt, was der Land-
graf von einem Marsche zu Lande vorhergesehen und befürchtet hatte.
Zu alledem war auch Kaiser Friedrich am 10. Juni 1190 den Seinen
entrissen worden. Wenige Monate später wurde auch Landgraf Lud-
wig der Fromme vom Tode abgerufen. Ermüdet durch die Eifer-
süchteleien zwischen den deutschen, englischen und französischen Kreuz-
fahrern, überdies an einem alten Leiden aufs neue erkrankt oder viel-
leicht auch, wenn dem eben erwähnten Gedichte Glauben beizumessen
ist, durch ein Wurfgeschoß ernstlich verletzt, beschloß Landgraf Ludwig,
das heilige Land zu verlassen. Seinen Bruder Hermann ließ er vor
Ptolemais mit einem Teil seiner Mannen zurück, er selbst schiffte sich ein,
begleitet nicht nur von den Segenswünschen seiner Kampfgenossen, son-
dern auch von den Beweisen der Hochachtung des Feindes, des Sultans
Saladin. Aber schon nach kurzer Frist nahm das Siechtum überhand,
und am 16. Oktober erfolgte auf offener See der Tod des Land-
grafen. Seine Begleiter landeten auf Cypern und bestatteten hiet die
leicht verweslichen Eingeweide, während sie den übrigen Körper
balsamieren ließen und nach einer allerdings stürmischen Fahrt schließ-
lich glücklich nach Venedig und von da nach der Heimat brachten. Am
Weihnachtsabend des Jahres 1190 wurden die irdischen überreste
Landgraf Ludwigs des Frommen im landgräflichen Erbbegräbnis zu
Reinhardsbrunn feierlich beigesetzt.
Ludwig starb, ohne Nachkommenschaft zu hinterlassen. Er war
erstmalig mit Margarethe, einer geborenen Gräfin von Cleve, ver-
heiratet, eine Ehe, die wohl mit den niederrheinischen Besitzungen des
landgräflichen Hauses in Verbindung zu bringen ist. Diese Ehe blieb,
ebenso wie die mit der dänischen Sophie geschlossene, kinderlos. Da
von den drei andern Söhnen Ludwigs des Eisernen Heinrich, wie
schon erzählt, auch gestorben war, Friedrich auf jede Erbfolge ver-