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kam um Pfingsten 1203 König Philipp selbst mit ansehnlicher Heeres-
macht, verwüstete das bedauernswerte Land und trieb Hermann arg
in die Enge. Mit unangebrachter Güte verwilligte ihm in dieser
Zu nebenstehendem Bilde.
Grabsteine der Landgrafen und Landgräfinnen von Thüringen in der Schloß-
kirche zu Reinhardsbrunn (ehemals zwischen drei Strebepfeilern an der Außenseite
befindlich). Man kann in ihnen mit ziemlicher Bestimmtheit Arbeiten des 14. Jahr-
hunderts erkennen, welche als Ersah und auch mit Anlehnung an ältere, bei dem
Brande 1292 zerstörte Originale gefertigt wurden.
Landgraf Ludwig II., der Eiserne, y 1172 Okt. 12. Sein Grabstein ist ohne
Anlehnung an ein ülteres Vorbild entstanden, und zwar der ritterlichen Waffen-
tracht nach gegen 1320—30. Der Thypus dieser Zeit ist die Mischung von Eisen
und Leder. Der Maschenpanzer ist sichtbar an den Armen und am unteren Saume
des Oberrocks, an den Füßen und als Halsbrünne vom unteren Rande der „Heine#“
Beckenhaube“ herabhängend und die Schultern bedeckend. Der Oberrock, „das
Waffenhemd“ ist von starkem Stoff, Tuch oder Leder, mit dem Lzwenwappen von
Thüringen geschmückt, um die Hüfte gegürtet; auf der Brust entspringen drei Ketten,
deren eine den Dolch, die zweite das Schwert und die dritte den Helm fesselt. Der
„Kübelhelm“ wird im Kampf über die „Beckenhaube“ gestülpt und hat Augenschlitze
und Luftlöcher. Er trägt das „Zimier“ von Thüringen: zwel Hörner mit Stäben
besteckt, an denen Lindenblätter hängen. Zu Lindenblättern scheinen auch die unteren
Ränder des Waffenrocks und der „Kniebuckel“ ausgebildet zu sein. Diese, sowie
die Ellbogenverstärkungen sind von Eisen. Der Unterschenkelschutz besteht aus ge-
sottenem Leder, welches reihenweis senkrecht mit Metallrosetten verstärkt ist. Die
Handschuhe haben selbständige Finger. Die Stulpe von Eisen oder Leder. Der
dreieckige Reiterschild zeigt den Thüringer Löwen. #
Die Füße des Grafen stehen auf einem Doppellöwen, welcher nur einen Kopf
und zwei Leiber hat.
Jutta (Judith) von Schwaben, die Schwester Kaiser Friedrichs, seine Ge-
mahlin, F# 1196. Der Kleidertracht nach kann dieser Stein dem 13. Jahrhunden
angehören; auch ist die Arbeit roher als die der Übrigen. Sie trägt eine umfang-
reiche Haube, den durch eine Brustspange geschlossenen Schultermantel, dessen Schließer
ihre Wappen zeigen, ein tief ausgeschnittenes, faltiges Kleid, in der rechten Hand
das königliche (9) Szepter mit dem Vogel auf dem Knopf. Auf dem linken Arm
trägt sie ein Hündchen, das Zeichen weiblicher Treue, welches selten auf den Grab-
steinen von Frauen dieser und späterer Zeit fehlt.
Landgraf Ludwig III., der Fromme, 7 1190 (nicht 1197, wie auf der Tafel
darüber steht) Okt. 16. Er trägt den Mantel des 14. Jahrhunderis mit einer
Pilgermuschel auf der Brust, die ihn als Kreuzfahrer kennzeichnet. Sein Kampf-=
schild zeigt im (blauen) Felde den (goldenen) Adler der Pfalz Sachsen, welche 1180
an Thüringen fiel. Die Rechte hält die Lanze mit dreizipfeligem Fahnentuch.
Landgraf Ludwig IV., der Heilige, ## 1227 Sept. 11. Gekleidet wie der vorige.
Seine e-chte saßt in den Gurt; der Kampfschild zeigt wieder den Thüringer Löwen.
Landgraf Hermann II., 1 1243 Jan. 5. Wie der vorige dargestellt und ge-
kleidet, nur ger seine Brust keine Pllgermuschel. Seine Füße stehen auf einem Hirsch.