— 418 —
äußersten Gefahr der König einen Waffenstillstand. Unterdessen aber
kamen, wie Hermann wohl gewußt und berechnet hatte, Ottokar von
Böhmen und Otto der Gegenkönig ihm zu Hilfe, und der König
mußte mit Gefahr des eigenen Lebens fliehen. Es ist erzählt worden,
wie scheußlich die böhmischen Bundesgenossen sich in dem Lande auf-
führten. Jeder Mensch dankte Gott, als sie, durch den Mangel ge-
zwungen, wieder abrücken mußten. Als sie aber im nächsten Jahre
wieder heranzogen, um den von Philipp in Weißensee belagerten
Landgrafen zu entsetzen, fanden sie, wie schon berichtet wurde, den
König so wohl auf ihren Empfang gerüstet, daß Ottokar von Böhmen
es vorzog, bei Nacht und Nebel zurückzugehen. Die Folge war, daß
sich Landgraf Hermann wohl oder übel ergeben mußte und sich am
17. September 1204 zu Ichtershausen dem König Philipp unterwarf.
Eine Zeitlang mußte er bei dem immer rascher sinkenden Ansehen
Ottos der neuen Fahne treu bleiben; doch sahen wir ihn samt seinem
Schwiegersohne Dietrich, den die Lösung der böhmischen Frage durch
Philipp, wie schon erzählt, verstimmt hatte, auf bestem Wege, in das
Lager Ottos abzuschwenken, als die Ermordung des Stauffen zu
Würzburg am 21. Juni 1208 einen fünften Treubruch unnötig machte.
Doch setzte er auch in der Folgezeit das häßliche Spiel fort, sobald
das gute Einvernehmen zwischen dem Kaiser Otto und dem Papypste
Innocenz III. auf des ersteren Römerzuge eine ernstliche Störung
erlitten hatte und der Papst Friedrich II. den deutschen Fürsten als
Nachfolger empfahl. Landgraf Hermann war einer der ersten auf
dem vom Mainzer Erzbischof Siegfried II. zu Bamberg 1211 abge-
haltenen Konvente, der sich von Ottos Sache lossagte und für Fried-
rich erklärte. Da aber Otto noch reichliche Machtmittel besaß, so
mußte wiederum das beklagenswerte Thüringen die treulose Politik
seines Fürsten büßen. Ottos Truchseß, der schon früher genannte
Gunzelin von Wolfenbüttel, fiel mit Heeresmacht ein, eroberte Mühl-
hausen und Nordhausen und durchzog unter schrecklichen Verwüstungen
das Land. Ihm gingen dabei in dieser Zeit der unbeständigen Eigen-
sucht willig einige abtrünnige thüringische Vasallen zur Hand, die sich
gern der Herrschaft des Landgrafen entzogen hätten; an ihrer Spitze
stand Graf Friedrich von Beichlingen. Schlimmer ging es noch 1212,
als Otto selbst kam, mit ihm Landgraf Hermanns Schwiegersohn,