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Schon auch rief das Gebot des Kaisers die Fürsten auf Ostern 1226
zu einem Reichstage nach Cremona. Somit begab sich Landgraf
Ludwig mit anhebendem Frühjahr 1226 von der Burg Isserstädt bei
Weimar aus auf den Zug nach Italien und traf gegen Ostern, das
damals auf den 19. April fiel, zu Ravenna mit Kaiser Friedrich zu-
sammen. Er war aber einer der wenig Pünktlichen, die andern Fürsten
sehlten noch und so ward der Reichstag auf Pfingsten verschoben.
In der Zwischenzeit erfüllte der Kaiser alle Pflichten eines liebens-
würdigen Wirtes gegen seinen angesehenen Gast, namentlich nahm er
ihn gern mit auf die Vogelbeize, worin er anerkannter Meister und
Sachkenner war. Ludwig dagegen leistete dem Kaiser schätzbare Dienste
in dem Kampfe gegen die lombardischen Städte, der bei der noch
nicht vollzähligen Macht des Kaisers für diesen wenig Lorbeeren
brachte. In diese Zeit fällt wohl auch die von dem dankbaren Kaiser
erfolgte Eventualbelehnung mit den Marken Meißen und Lausitz, von
der schon früher die Rede war, und die Anwartschaft auf das Land
Preußen, soviel er von diesem erobern könne. Über zwei Monate
verweilte Ludwig in Italien, dann verabschiedete er sich Ende Juni
oder Anfang Juli zu Borgo san Domino vom Kaiser und kehrte nach
Deutschland zurück mit dem wichtigen Auftrage, seinen Oheim Ludwig
von Bayern zur Übernahme der mit dem Tode Engelbrechts von
Köln erledigten Reichsregentschaft zu bestimmen. Zu Augsburg teilte
er den dort versammelten Fürsten die kaiserliche Botschaft mit, aber
volle vierzehn Tage dauerte es, ehe er den Widerstand einiger von
ihnen, vor allem seines Oheims selbst, überwinden und sich so seines
Auftrags entledigen konnte. Mit seinem jüngeren Bruder Heinrich
Raspe machte er sich dann auf den Heimweg. In Schweinfurt von
den Bürgern festlich empfangen, erfuhr er, daß sein Schwager Poppo
von Henmeberg ihm heimlich auflauern wolle. Um dies zu vereiteln,
brach er mit seiner Begleitung alsbald auf und gelangte nach einem
anstrengenden Nachtmarsche wohlbehalten zur großen Freude seiner
Gattin und seiner betagten Mutter wieder auf der Wartburg an.
Seine Gattin hatte sich inzwischen als gütige Landesmutter bewiesen
und hatte auch noch im folgenden Jahre reichlich Gelegenheit dazu,
ihren wohlthätigen Sinn zu zeigen, indem 1226 und 1227 Thüringen
von schwerer Hungersnot heimgesucht wurde.