Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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legen wollte, geschah ihm nach Gebühr, indem er von den Leuten des 
letztgenannten bei Marburg am 30. Juli erschlagen wurde. — Diesen 
Mann nun berief Ludwig zur Herstellung der Rechtgläubigkeit in 
seinen Landen nach Thüringen und übertrug ihm sogar 1227 vor 
seinem Weggange die Besetzung aller geistlichen Benefizien. Aber 
auch dazu gab er seine Zustimmung, daß seine Gattin sich ihm zu 
unbedingtem Gehorsam verpflichtete und ihn zu ihrem Beichtiger 
und Gewissensrat nahm. Und nun begann er mit jener echt 
pfäffischen Härte, die Wollust darin findet, anderen Schmerz zu ver- 
ursachen, unter dem Titel der Abtötung des Fleisches jene liebens- 
würdige Frau, die noch immer in der Liebe zu ihrem Gatten und zu 
ihren Kindern „weltlich“ zu empfinden wagte, unter sein System der 
Selbstertötung zu zwingen, so daß sie dann die Ehe mit einem ge- 
liebten Manne zu bereuen und die Liebe zu ihren Kindern als eine 
Sünde verstehen lernte. Schlug er erst ihre Dienerinnen mit Geißel- 
hieben, wenn sie zufällig eine seiner Predigten versäumt hatte, so 
schlug er später sie selbst auf den entblößten Rücken zur Buße für 
ihre Sünden und zur Abtötung des Fleisches. Auf seinen Befehl 
durfte sie nur solche Speisen genießen, die von rechtmäßig, d. h. nicht 
etwa freventlich von der Kirche erworbenem Gute stammten, so daß 
die allzu Gewissenhafte mitunter auch außer den reichlich ange- 
setzten Fasten Hunger litt. Daß man den nicht bloß unbequemen, 
sondern sogar gefährlichen Ketzerriecher und Sittenprediger in den 
leitenden Kreisen Thüringens zu hassen begann, war natürlich; leider 
übertrug sich diese Abneigung auch auf seine hohe Beschützerin, zu- 
mal da sie schon bei Lebzeiten ihres Gatten eine starke Partei, die 
der Lebenslustigen, wider sich gehabt hatte, unter ihnen, wie erwähnt, 
die Schwiegermutter Sophia. Das bewies sich nun, als die Nach- 
richt von dem Tode Ludwigs kam, in der Ordnung der Nachfolge. 
Landgraf Hermann II. Heimich Raspe. 
Elisabeth hatte ihrem Gatten drei Kinder geschenkt, Hermann, 
geboren 1223, Sophia, geboren 1224 und 1241 mit dem Herzog 
Heinrich von Brabant verheiratet, und die 1226 unter dem Zeichen 
des Kreuzes geborene Gertrud, die sich dann auch dem geistlichen 
Stande widmete und als Abtissin des Klosters Altenberg bei Wetzlar
	        
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