Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Die in der Stadt mit eingeschlossenen Bischof Heinrich von Worms 
und die Pröpste von Fritzlar und Heiligenstadt wurden gefangen hin- 
weggeführt; die sonstigen Einwohner aber, wenn sie nicht das Glück 
hatten, durch das Schwert zu fallen, gingen in den Flammen der 
brennenden Stadt unter. Unermeßliche Beute lohnte die barbarischen 
Sieger, die auch der Heiligtümer nicht verschonten. Daher überfiel 
der Erzbischof die landgräfliche Stadt Witzenhausen und legte sie eben- 
falls in Asche. Nebenher gingen natürlich Verwüstungen des beider- 
seitigen Gebietes. Von einem entscheidenden Siege war nicht die 
Rede. Wie immer erschien nach gehöriger Kraftprobe auf beiden 
Seiten ein Vergleich am Orte. Es vermittelte ihn im Jahre 
1232 Konrad von Marburg, der noch zum landgräflichen Hofe in 
Beziehung geblieben war. Er wird aber wohl die Gelegenheit nicht 
haben vorübergehen lassen, Konrad für die Fritzlarer Greuel das 
Gewissen ordentlich zu schärfen, denn dieser zeigte die der damaligen 
Zeit gewöhnliche Buße durch fromme Stiftungen für Reinhardsbrunn 
und für das von seiner Schwägerin gestiftete Spital. Auch holte er 
sich im Jahre 1234 noch besondere Absolution vom Papst Gregor IX. 
und trat dann in den Deutschorden; ja 1238 hat er nochmals 
öffentlich Kirchenbuße gethan. Trotz des Eintritts in den Deutsch- 
orden übte er noch ein paar Jahre Hoheitsrechte in Hessen aus. 
Konrad von Marburg aber nahm die ihm vergönnte Stellung noch 
rasch wahr und ließ einige Ketzer in Erfurt verbrennen, in Goslar 
einen Propst; dann wandte er sich nach Südwestdeutschland und gab 
Straßburg das erbauliche Schauspiel von 80 Scheiterhaufen; im 
Nassauischen ließ er ein ganzes Dorf verwüsten. 
Mittlerweile waren auch die kaiserlichen Interessen denen der 
deutschen Fürsten näher gerückt worden, nachdem der Kaiser in dem 
im August 1230 abgeschlossenen Frieden von San Germano den 
Papst zur Nachgiebigkeit bereit gefunden hatte Friedrich II. erkannte 
aber in diesem Frieden nicht mehr als was er wirklich war: einen 
vorläufigen Waffenstillstand mit dem Papsttume. Der eigentliche Ent- 
scheidungskampf stand noch bevor. Hatte ihm zu dem zunächst erreichten 
Erfolge vor allem die wohlgeordnete Macht seines fast nach moderner 
Art zentralisierten sizilischen Staates verholfen, so glaubte er auch, 
mrx hier für den endgültigen Sieg die nötigen und zureichenden Hilfs-
	        
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