Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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erhaltenen Lanzenstoßes der Markgraf Johann von Brandenburg. Als 
weiteres Nachspiel dieses Turniers, wenn freilich dieses nur mittelbar 
daran die Schuld hatte, ertrank der angesehene Burggraf Dietrich 
von Kirchberg (bei Jena) mit seinen Begleitern beim Durchreiten der 
Saale. 
Der Schild spielte bei solchem Turnier und überhaupt im Leben 
des Ritters im weitesten Sinne dieses Wortes eine große Rolle. Im 
weitesten Sinne deswegen, weil das Rittertum in seiner idealen Aus- 
gestaltung alle Leute umfaßte, die durch die Schwertleite und des Schildes 
Amt in die große Zunft der Ritterbürtigen ausgenommen waren. Der 
Schild diente zunächst als Schutzwaffe, dann aber auch als Erkennungs- 
zeichen. Als Schutzwaffe im Turniere und im ernsten Kampfe benutzt, 
mußte er möglichst leicht und doch auch gegen Hieb und Stoß mög- 
lichst widerstandsfähig sein. Man meinte dies durch eine Konstruktion 
Zu nebenstehendem Bilde. 
Von der Pracht der Turnierausstattung giebt uns einen Begriff die Dar- 
stellung in der Manesseschen Minnesinger-Handschrift, welche den Herzog Heinrich I/V. 
von Breslau (1266—1290) zum Gegenstand hat, wie er nach dem Siege im Turnier 
den Dank von Frauenhand — ein goldenes Kränzlein — entgegennimmt. — Der 
Herzog, als Jüngling, ohne Bart, blondlockig, baarhaupt, sonst in voller ritterlicher 
Rüstung, Hals, Arme und Beine im Ringpanzer, auf apfelgrauem Rosse, dessen 
gelbgefütterte Decke, bis auf die Füße und über den Kopf und die Ohren bis ans 
Gebiß, aus abwechselnd goldenen und grünen Rauten besteht, in jeder grünen Raute 
ein großer silberner Buchstabe von AMOR und in jeder goldenen Raute ein ge- 
spreizter schwarzer Adler mit silberner Mondsichel über Brust und Flügel: der noch 
als Wappen dienende schlesische Adler. Golden mit solchem Adler ist auch das 
Fürbüge am schwarzen Sattel, der vorn ein rotes Lenden= und Kniepolster hat. 
Steigriemen mit goldenem Bügel und Zaum am goldenen Gebiß sind auch rot, 
sowie die Sporen. Den roten Zaum faßt die Linke mit Panzerhandschuh. Den 
Panzer bedeckt meist ein ebenso mit Pelz gefütterter und mit solchen Rauten ab- 
wechselnder Wappenrock, wie die Roßdecke. An der linken Schulter trägt der Herzog 
den Goldschild mit gleichem schwarzen Adler, wie die vorigen, nur größer und an 
jeder Spitze des Silbermondes eine rote Schleife. Die Rechte ist emporgehoben 
umd faßt mit der bloßen, aus dem herabhängenden Panzerhandschuh gezogenen Hand, 
den grünen, mit sieben vierblättrigen roten Blumen geschmückten Kranz, welchen 
ein Fräulein von einer veilchenfarbenen Zinne ihm herabreicht. Sie trägt ein einfaches 
grünes Gewand mit goldenem Halssaum und auf langen blonden Locken einen 
silbernen Kranz, vorn mit vier vierblättrigen roten Blumen. — Die ihr zur Rechten 
stehende Frau trägt ein einfaches veilchenfarbenes Kleid und elnen roten, weiß 
gestreisten Hut. Die beiden Frauen zur Linken haben dagegen auch lange blonde 
Locken mit Kränzen. Die nächste trägt einen zackigen Silberkranz, darunter ein
	        
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