Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 477 — 
wilde Tiere dar, aber man nahm auch Blumen und mitunter nur eine 
geometrische Einteilung in Verwendung. Diese Bilder scheint man 
Unsprünglich aus Pelzwerk ausgeschnitten und auf dem Schilde befestigt 
zu haben. Die schwarze Farbe wird noch im 13. Jahrhundert ge- 
wöhnlich mit Zobel bezeichnet; weiß ist „härmin“, rot heißt „kel“ 
Kehle, aufgesperrter Rachen, wie französisch gueules (pl.) noch heute 
in der Heraldik die Bedeutung „rot“ behalten hat. Die üblichen 
überhaupt zur Verwendung gebrachten heraldischen Farben sind Silber, 
Gold, dann Weiß, das gewöhnlich dem Silber gleich geachtet wird, 
Schwarz, Rot, Blau, Grün. Der Schild des Fürsten von Sachsen wird 
im Turnei von Nantheiz (402 ff. folgendermaßen beschrieben: „Sin halbez 
teil strifente Von zobel und von golde was; Daz ander stücke, 
Als ich las, Erschein durchlinhtic wiz hermin Und waz von 
rôöten kelen drin Geleit ein halber adelar“, d. h. der Schild war 
in der Länge halbgeteilt und der eine Teil bestand aus schwarzen 
und goldenen Schiefbalken, der andere hatte einen roten Adler in 
weißem Felde. Diese Wappentiere erscheinen seit dem 13. Jahrhundert 
auch auf den Siegeln der Fürsten, also auch der Markgrafen von 
Meißen. Gewöhnlich lassen sich die letzteren schon seit Konrad dem 
Großen geharnischt und zu Pferde abbilden. Auf diesem Bilde befindet 
sich nun seit Heinrichs des Erlauchten Zeit in der Lehnsfahne oder im 
Schildfelde der aufgerichtete Löwe, dessen Farbe zwar auf den Siegeln 
nicht erkennbar ist, der sich aber später als schwarzer Löwe in goldenem 
Felde zeigt. Wahrscheinlich hängt die Annahme dieses Wappens, das 
zwar schon auf dem Grabdenkmal Albrechts des Stolzen zu Altenzelle, 
aber wohl erst späterer Zeit entstammend, sich findet, mit der Er- 
werbung Thüringens zusammen. Die Landgrafen von Thüringen 
hatten den rot= und silbergestreisten Löwen, dessen erste Spuren in 
Hermanms I. Zeiten um 1209 gefunden werden. 
Mit dem Aufblühen des Ritterwesens ergab sich auch ein Auf- 
schwung im Bau der ritterlichen Burgen während des 12. Jahr- 
hunderts, die nun nicht mehr wie früher höchst einfach aus Lehm und 
Holz zusammengefügt, sondern aus Stein gebaut wurden. Thüringen 
und Sachsen waren reich an solchen Steinburgen, die die Jahrhunderte 
überdauerten und heute noch wenigstens als Ruinen Zeugnis ablegen 
von der einstigen Größe und von dem soliden zur Verwendung ge-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.