Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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brachten Baumaterial. Wenn man der Lage nach zwei Arten von 
Burgen unterscheidet, solche nämlich, die auf Bergen und solche, die 
in der Ebene erbaut wurden, so kommen für Thüringen und Meißen 
fast nur Bergfesten in Betracht. Entweder waren solche auf einem 
isoliert in der Ebene sich erhebenden Hügel angelegt, wie die drei 
Gleichen zwischen Gotha und Erfurt, oder der Landsberg nordöstlich 
von Halle, andere lagen auf Bergkämmen oder Hochebenen, die mit 
steilen Felswänden halbinselartig in das Flußthal vorsprangen, ohne 
der Gefahr einer Überhöhung ausgesetzt zu sein, wie die Rudelsburg 
an der Saale oder die Rochsburg an der Mulde. — Beim Bau der 
Burg wurde zunächst das auf dem Berge lagernde Erdreich entfernt 
und die Fundamente wurden unmittelbar auf den gewachsenen Felsen 
gesetzt, dessen Gestaltung damit bestimmend auf die Gestalt und das 
Aussehen der Burg einwirkte. Wo die Natur nichts zur Festigung 
des Platzes beigetragen hatte, wurden Mauern, Türme und Gräben 
angewandt. Wo aber die Natur gesorgt hatte, wie bei der Wartburg 
oder der Neuenburg bei Freiburg, fielen die Mauern weg. Der Zugang 
zur Burg wurde verteidigt durch die Zingeln; das waren Pallisaden= 
werke mit vorliegendem Graben und Wall. Das durch diese Zingeln 
verteidigte Burgthor wurde in der Regel von zwei trotzigen Türmen 
flankiert. Zwischen den Zingeln und der eigentlichen Burg lag ein 
freier Raum, der Vorhof oder Zwinger, auch die Vorburg genannt. 
Hier wurden die Wirtschaftsgebäude untergebracht, da standen Scheunen 
und Viehställe, da waren die Wohnungen für Knechte und Dienstleute, 
da befand sich wohl auch der Garten, in dem man Blumen, Odbst, 
Küchen= und Arzneigewächse zog. Wo in nächster Nähe des Wohn- 
hauses solcher Garten sich nicht anbringen ließ, legte man ihn am 
Fuße des Berges an. Aus der Vorburg oder dem Zwinger kam 
man an das feste Burgthor. Zu diesem aber gelangte man nur über 
die Zugbrücke. Diese wurde im Falle der Gefahr mit Ketten und 
Stricken aufgezogen. Aber auch das Thor war für gewöhnlich ge- 
schlossen und wurde dem Ankömmling, der sich durch einen Thürklopfer 
oder ein Hornsignal bemerklich machte, durch den Pförtner aufgethan. 
Hinter dem Thore war noch das Fallgatter angebracht. Wenn die 
starken, mit Eisen beschlagenen Thorflügel nachgaben, nachdem es dem 
Feind gelungen war, mit Haken die Zugbrücke zum Niederfallen zu
	        
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