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herangeritten käme, der die Eintönigkeit des Daseins etwas unter-
bräche. Doch war der Aufenthalt in diesen Nischen jedenfalls etwas
zugig; denn Fensterverglasung kommt erst gegen das Ende des
12. Jahrhunderts auf; so lange behalf man sich entweder mit dem
Schließen der Fensterläden oder indem man leichtere Holzrahmen in
die Offnungen setzte und diese mit Hornplatten oder geöltem Perga-
ment ausfüllte. — Der Palas war der gesellschaftliche Mittelpunkt
der Burg, hier vor allem wurden die fremden Gäste empfangen und
die Gastmähler abgehalten. Dem entsprach auch die Einrichtung des
Saales. Der Fußboden war zuweilen gedielt, öfter aber mit Estrich
ausgelegt. In prunkvolleren Bauten verwandte man wohl gar Marmor-=
platten oder farbige Thonplatten; doch dürste man in Sachsen und
Thüringen für diese Zeit davon kaum Beispiele haben. Dieser Fuß-
boden ward mit Gras und Binsen, wohl auch zur Rosenzeit mit
Rosen bestreut und bei festlichen Gelegenheiten mit Teppichen belegt.
— An der einen kurzen Seite des meist ein längliches Rechteck bilden-
den Saales war der Fußboden etwas erhöht und hier wurden die
Ehrensitze für den Hausherrn und die Vornehmeren unter seinen
Gästen aufgestellt. Ebenda befand sich der große Hauptkamin; ein
zweiter lleinerer ihm gegenüber auf der anderen Kurzseite. Der weit
vorspringende Rauchfang wurde durch Säulen oder Konsolen ge-
tragen. Der Rauch gelangte nicht durch Schornsteine, sondern durch
schräg durch die Mauer geführte Abzüge ins Freie. Für Beleuchtung
des Saales wurde durch Wachskerzen gesorgt. Die Decke bestand
aus wagerecht liegenden, gehobelten und gekehlten Balken mit
zwischenliegendem Bretterwerk. Oft war auch eine Wölbung über
den Saal hinweggespannt. Seltener sind Decken, wo das Dachwerk
frei sichtbar bleibt, wie in der Wartburg. An den Wänden standen
Bänke. Die Wände waren gewöhnlich einfach abgeweißt. Doch ver-
sah man sie auch wohl mit Holzbekleidung und im oberen Teile mit
Malerei. Der untere Teil wurde mit Teppichen verhangen, wenn
man in der dazu nötigen finanziellen Lage war, oder man zierte sie,
da sie doch mehr von den Sitzenden zu leiden hatten, mit Schablonen-
malerei, die rasch erneut werden konnte. Die Teppiche aber wurden
nicht an der Wand befestigt, sondern mit Ringen an Gestellen auf-
gehängt, und solche Wandteppiche nannte man Umhänge. Da diese
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