Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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als auch im meißnischen Niederlande, in der Lommatzsscher Gegend, den An- 
bau des Hopfens, der jedoch auch schon viel aus Böhmen eingeführt wurde, 
und der Gerste. Auch nahm der Weizenbau zu, je mehr sich die täglichen 
Lebensbedürfnisse verfeinerten. Weiter hinauf im Gebirge mußte man 
sich mit Hafer begnügen, der von der Armut zu dünnen Broten ge- 
backen wurde. — Bei den noch immer großen Wiesenflächen und 
Waldgebieten wurde wie früher die Viehzucht lebhaft betrieben. Neben 
Schafen, die die Ziegen verdrängen, und Schweinen gewinnt die 
Rindviehzucht an Umfang. Unter den Naturalabgaben fängt die Butter 
an, neben dem Käse einen wesentlichen Bestandteil auszumachen. 
Sie wurde in Fässern abgeliefert oder in solche vom Empfänger ein- 
gestampft. — Nach wie vor stand die Bienenzucht in Blüte und es 
waren genaue Bestimmungen über das Einfangen der schwärmenden 
Bienen und über die Abgabe an Honig und Wachs von der so- 
genannten Zeidelweide getroffen. Je mehr mit der Urbarmachung der 
Wälder der Ertrag der wilden Zeidelweide abgenommen hatte, desto- 
eifriger hielt die Geistlichkeit bei ihren Unterthanen auf Vermehrung 
der zahmen Stöcke, von denen bedeutende Abgaben an Honig und 
Wachs entrichtet werden mußten. Die Zeidelweide, d. h. das Ein- 
sammeln des Honigs von den wilden Bienenstöcken im Walde, als 
namentlich in hohlen Eichen, wurde ebenso wie jede andere Wald- 
berechtigung gegen Abgaben verliehen; sie wurde allerdings in größerer 
Ausdehnung nur noch in der Mark Brandenburg und in der Lausitz 
betrieben. Noch immer galt dabei das alte Gesetz, daß, wenn ein 
Schwarm in des Nachbars Revier gezogen war, der Eigentümer folgen 
und diejenigen Bienen mit zurücknehmen durfte, die herabsielen, wenn 
er dreimal an den Baum geklopft hatte. — Die Lage der bäuerlichen 
Bevölkerung wurde dadurch bestimmt, daß sie je weiter nach Osten 
um so mehr hörig war, da die Kolonisation ja selten das Werk des 
einzelnen sein konnte, sondern von Mächtigeren ausgehen mußte. Eine 
entschieden freiere Entwickelung nahmen die Landstriche Meißens, in 
denen der Bergbau betrieben wurde, wo in den bisher dunklen Ein- 
öden des Miriquidiwaldes nunmehr blühende Dörfer und Städte ent- 
standen, die keinen anderen Herrn als den Markgrafen über sich sahen. 
Auf dem Bauern des Niederlandes lasteten Dienste und Abgaben 
aller Art und vor allem auch die verwüstenden Fehden, so daß seine
	        
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