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11. Jahrhundert der Zerfall der großen Grundherrschaften begonnen,
der den bisher von hier nach dort verpflanzbaren Hörigen dem Ver-
bande seiner Meierei nicht mehr zu entziehen gestattete und ihn zum sog.
Grundholden machte. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde dann der
Grundholde freier Pächter Nicht ohne Grund ferner entstand das Sprich-
wort, daß unterm Krummstabe gut wohnen sei; denn im allgemeinen be-
handelte die Kirche ihre Hintersassen menschlich und gab damit auch den
weltlichen Großgrundbesitzern ein nachahmenswertes Beispiel. Endlich
ist schon des Aufblühens der Städte gedacht worden, die Arbeitskräfte
stets willkommen hießen und dem seiner Scholle entronnenen Bauern
eine freimachende Zufluchtsstätte boten. — Leibeigenschaft gab es nur
noch in den Lausitzen, die durch ihre Verbindung mit Böhmen und
bei ihrem noch wesentlich slawischen Charakter einen freieren Aufschwung
vermissen ließen.
Die Kirche.
Das Zeitalter der Blüte des Rittertums zeigt uns auch die
Kirche in ihrer Blüte, wennschon damit zugleich gesagt ist, daß die
Keime des Verfalls bereits mannigfach sichtbar werden. Thüringen als
das ältere Kulturland bewies sich als solches auch durch die große Anzahl
seiner Klöster und Stiftungen, deren im 12. Jahrhundert vierundzwanzig,
im 13. Jahrhundert an die fünfzig entstanden. Das reichste Kloster war
wohl das schon 1085 gegründete Reinhardsbrunn, dessen Besitzungen sich
bis an die Elbe erstreckten, so daß Torgau ihm eine Zeit lang gehörte.
Seinem Abte Hermann schickte 1183 Papst Lucius III. für sich
und seine Nachfolger die bischöfliche Mitra. Unter dem Landgrafen
Ludwig II. wurde 1143 von dem Grafen Sizzo von Käfernburg das
Cisterzienserkloster Georgenthal gestistet und mit Cisterziensern aus der
elsässischen Abtei Morimund besetzt. Es wurde im Laufe der Zeit so
reich begabt, daß man endlich seine Besitzungen auf 380 Hufen Ackerland,
200 Hufen Wiesen, 30 Hufen Weinberge u. #. w. berechnete. Oldisleben
besaß gegen 350 Hufen, das Nonnenkloster zu Ichtershausen, das schon
bei seiner Gründung unter Ludwig II. reich ausgestattet worden war,
erhielt nach dem letzten Willen Ludwigs IV. noch 100 Morgen Landes
hinzu. Bei der oben angegebenen Zahl sind die Klöster der Stadt Erfurt
nicht mit eingerechnet, die im Anfang der zwanziger Jahre des 13. Jahr-