Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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11. Jahrhundert der Zerfall der großen Grundherrschaften begonnen, 
der den bisher von hier nach dort verpflanzbaren Hörigen dem Ver- 
bande seiner Meierei nicht mehr zu entziehen gestattete und ihn zum sog. 
Grundholden machte. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde dann der 
Grundholde freier Pächter Nicht ohne Grund ferner entstand das Sprich- 
wort, daß unterm Krummstabe gut wohnen sei; denn im allgemeinen be- 
handelte die Kirche ihre Hintersassen menschlich und gab damit auch den 
weltlichen Großgrundbesitzern ein nachahmenswertes Beispiel. Endlich 
ist schon des Aufblühens der Städte gedacht worden, die Arbeitskräfte 
stets willkommen hießen und dem seiner Scholle entronnenen Bauern 
eine freimachende Zufluchtsstätte boten. — Leibeigenschaft gab es nur 
noch in den Lausitzen, die durch ihre Verbindung mit Böhmen und 
bei ihrem noch wesentlich slawischen Charakter einen freieren Aufschwung 
vermissen ließen. 
Die Kirche. 
Das Zeitalter der Blüte des Rittertums zeigt uns auch die 
Kirche in ihrer Blüte, wennschon damit zugleich gesagt ist, daß die 
Keime des Verfalls bereits mannigfach sichtbar werden. Thüringen als 
das ältere Kulturland bewies sich als solches auch durch die große Anzahl 
seiner Klöster und Stiftungen, deren im 12. Jahrhundert vierundzwanzig, 
im 13. Jahrhundert an die fünfzig entstanden. Das reichste Kloster war 
wohl das schon 1085 gegründete Reinhardsbrunn, dessen Besitzungen sich 
bis an die Elbe erstreckten, so daß Torgau ihm eine Zeit lang gehörte. 
Seinem Abte Hermann schickte 1183 Papst Lucius III. für sich 
und seine Nachfolger die bischöfliche Mitra. Unter dem Landgrafen 
Ludwig II. wurde 1143 von dem Grafen Sizzo von Käfernburg das 
Cisterzienserkloster Georgenthal gestistet und mit Cisterziensern aus der 
elsässischen Abtei Morimund besetzt. Es wurde im Laufe der Zeit so 
reich begabt, daß man endlich seine Besitzungen auf 380 Hufen Ackerland, 
200 Hufen Wiesen, 30 Hufen Weinberge u. #. w. berechnete. Oldisleben 
besaß gegen 350 Hufen, das Nonnenkloster zu Ichtershausen, das schon 
bei seiner Gründung unter Ludwig II. reich ausgestattet worden war, 
erhielt nach dem letzten Willen Ludwigs IV. noch 100 Morgen Landes 
hinzu. Bei der oben angegebenen Zahl sind die Klöster der Stadt Erfurt 
nicht mit eingerechnet, die im Anfang der zwanziger Jahre des 13. Jahr-
	        
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