Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Domherren waren in Meißen im allgemeinen nicht groß; man suchte 
sie dadurch aufzubessern, daß Pfarreien bleibend oder vorübergehend 
mit Kapitelstellen verbunden wurden; die Einkünfte davon flossen in die 
Tasche der Domherren, deren Arbeit durch einen dürftig besoldeten 
Vikar besorgt wurde. So waren die Propsteien der Kollegiatstifter, 
d. h. der nicht bischöflichen Kirchen zu Wurzen, Bautzen, Großenhain 
und die Archidiakonate in Nisan und der Niederlausitz mit Domherren= 
stellen in Meißen verbunden. 
Wissenschaft und Bildung. Schulwesen. 
Der geschilderte Charakter der Geistlichkeit konnte der Entwicke- 
lung der Wissenschaften unmöglich günstig sein. Wenn sich auch 
bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts ein ziemlich hoher Grad gelehrter 
Bildung unter der Geistlichkeit verbreitet hatte, so riß von da an 
immer mehr Roheit und Unwissenheit im geistlichen Stande ein, 
während die Laien anfingen, zu selbständiger Bildung vorzudringen 
und allmählich sich auch in der Litteratur geltend zu machen. Die 
Rechtlosigkeit und Anarchie, welche die Geistlichkeit durch ihren an- 
dauernden Kampf gegen die weltliche Obrigkeit allenthalben zu Wege 
gebracht hatte, traf in gerechter Vergeltung niemand schwerer als ihre 
Urheber; in den unaufhörlichen Kämpfen, die das Reich und auch 
die thüringischen und meißnischen Lande durchtobten, verdrängte in 
Stistern und Klöstern die Notwendigkeit kriegerischer Gegenwehr die 
gelehrte Thätigkeit und die höhere Bildung, der die Geistlichkeit ihr 
moralisches Übergewicht zum großen Teil verdankte. In Merseburg 
entstand 1136 eine zwei Jahrhunderte später fortgeführte, im übrigen 
nicht sehr reichhaltige Bistumschronik, dann um die Mitte des 
Jahrhunderts eine Lebensbeschreibung des Bischofs Wernher von 
Merseburg, der am Ende des 11. Jahrhunderts lebte, endlich die 
Biographie Lamberts, des ersten Propstes der regulierten Chorherren 
des Klosters Neuwerk bei Halle. Dort fanden auch die Gebeine des 
heiligen Alexander eine Stätte, nachdem sie von Magdeburg 1124 
dorthin überführt worden waren; diese Überführung wurde 1146 von 
einem Mönche des Klosters beschrieben. — Von der Blüte Pegaus, 
namentlich unter dem Abte Windolf (1101—1150) ist ebenso die 
Rede gewesen, wie von dem Verfalle der Zucht schon am Ende des
	        
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