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und dabei darauf hingewiesen, daß er das Leben seines Fürsten be-
schrieben habe; es ist dies eine der ausgezeichnetsten Biographien des.
Mittelalters und auch darum bemerkenswert, weil sie aus einer Zeit
stammt, in der dieser Zweig der Litteratur schon zu verdorren begann.
Viele Belehrung verdanken wir auch dem Domdechanten Hermann
von Bibra zu Erfurt, der nicht nur die alten Gerechtigkeiten des
mainzer Stiftes aufzeichnete, sondern uns auch in einem unter
dem Namen Carmen occulti auctoris gehenden Gedichte in der
barbarischen Form der Zeit, eine fehr anschauliche und im Urteil meist
zutreffende Schilderung hinterlassen hat. — In besonders inniger
Beziehung zum thüringer Landgrafenhause stand das Kloster Rein-
hardsbrunn, das, wie wir wissen, 1089 vom Grafen Ludwig dem
Salier gegründet wurde. Die Abte des Klosters standen natürlich in
engem Zusammenhange mit den Landgrafen, die auf alle Weise die
Stiftung ihrer Vorfahren auszeichneten und dort ja auch bis mf
wenige Ausnahmen ihre Begräbnisstätte hatten. Auch in der Kanzlei
des Landesfürsten haben wir sie uns beschäftigt zu denken und so
würde es wohl nicht wunder nehmen dürfen, wenn sich im Kloster
etwas von der Korrespondenz der Landgrafen erhalten hätte. Nun
ist zwar eine alte Briefsammlung vorhanden, die Briefe des Land-
grafen Ludwig III, des Kaisers Friedrich I., Heinrichs des Löwen ent-
hält; aber diese erweisen sich dem Kenner nicht als Originale, sondern
als schulgemäße Übungsstücke, die jedoch immerhin belehrend sind.
Die unter dem Namen Reinhardsbrunner Annalen gehenden geschicht-
lichen Aufzeichnungen, die namentlich für die Geschichte Heinrichs VI.
von Wichtigkeit sind, scheinen, da nichts in ihnen auf Reinhardsbrunn
hinweist, dort nicht entstanden zu sein, doch sind sie offenbar thüringischen
Ursprungs. Eine wirkliche Klosterchronik ist dagegen die Chronik
von Goseck bei Naumburg, die Jahre 1041—1135 umfassend, die
um die Mitte des 12. Jahrhunderts geschrieben ist und über die
Familie der Stifter, des aus Heinrichs IV. Zeit bekannten Erzbischofs
Adalbert von Bremen und seiner Brüder, der Pfalzgrafen von Sachsen,
manche willkommene Nachricht gewährt. Von dem Pfalzgrafen Friedrich
von Goseck rühmt die Chronik, daß er zu Fulda habe schreiben und
lesen lernen, für einen weltlichen Mann damals gar seltene Künste;
wissen wir doch, daß noch Wolfram von Eschenbach, der Dichter des