Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Schule zu haben, an dem Widerstreben der Augustinerchorherren zu 
St. Thomae, und als endlich der Rat 1395 sich direkt nach Rom 
gewandt und von Papst Bonifaz VIII. die Erlaubnis zur Gründung 
einer eigenen Anstalt, der noch heute blühenden Nikolaischule erhalten 
hatte, hemmten noch auf lange Jahre die Chorherren die gedeihliche 
Entwickelung der neuen Gründung. Auch sonst entstanden in Thüringen 
umnd Meißen im 14. Jahrhundert in den Städten vom Rate abhängige 
Schulen, namentlich in Städten von größerer Wohlhabenheit, wie in 
Zwickau, Freiberg, Chemnitz, Torgau Gotha. Die älteste von diesen 
Stadtschulen ist zweifellos die zu Zwickau gewesen, die wahrscheinlich schon 
im 13. Jahrhundert gegründet wurde und später im besten Rufe stand, 
so daß sie sprichwörtlich die „Zwickauer Schleismühle“ genannt wurde. 
Die Freiberger Stadtschule wird 1361 zum erstenmal erwähnt, die 
Gründung der Chemnitzer geht wahrscheinlich auf den Anfang des 
14. Jahrhunderts zurück. — Nach vollendetem Besuche der Klosterschule 
pflegten Reichere nach Paris zu gehen, wie wir das vom Bischof Benno 
von Meißen, von Dietrich von Sommerschenburg, von dem auch noch zu 
Padua, Bologna und zu Rom gebildeten, gelehrten Magister Heinrich, 
Burggrafen von Kirchberg, und den Söhnen Ludwigs des Eisernen, 
Ludwig und Hermanm, überliefert erhalten. Noch ist der Brief vorhanden, 
wenn auch über seine Echtheit gestritten wird, in dem um das Jahr 1163 
Ludwig die genannten beiden dem König Ludwig VII. von Frankreich 
empfiehlt; der Fähigere von ihnen solle beim Studium bleiben. Sie 
scheinen eine sehr große Meinung von dem, was man alles da lernen 
könne, mit nach Hause zurückgebracht zu haben. Denn als ein Kleriker 
von Reinhardsbrunn, der sich auf seine zu Paris erworbene Gelehr- 
samkeit berief. nach dem Tode Ludwigs des Eisernen (1172) ihnen 
das Anerbieten machte, mal nach der Hölle zu reisen, was er verstünde, 
und dort nachzusehen, ob ihr Vater da wäre, und wie es ihm ginge, 
da statteten sie ihn bereitwillig mit den nötigen Mitteln zu einer so 
kostspieligen Reise aus. Das Ergebnis, das der Höllenfahrer zurück- 
brachte, war freilich trostlos genug. Aber soweit ging weder die kind- 
liche Liebe noch die kirchliche Lenksamkeit der jungen Markgrafen, daß 
sie sich zu dem einzigen Heilmittel verstanden hätten, das nach Ver- 
sicherung des geistlichen Schwarzkünstlers den Seelenzustand des ge- 
peinigten Vaters bessern konnte, nämlich zur Rückgabe der der Kirche
	        
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