Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Arnulf von Kärnten. 
Es ist das letzte Aufleuchten der alten Karolingischen Herrlich- 
keit, das uns aus der Regierung dieses unebenbürtigen Ururenkels 
Karls des Großen entgegenschimmert. Seine Stellung war ungemein 
schwierig. Denn ebensosehr wie die deutschen Reichsfürsten, die mit 
dem Niedergange des Reiches immer selbständiger geworden waren, 
und aus dem erblichen Königtum ein Wahlkönigtum machten, einen 
energischen Führer nach außen verlangten, ebensowenig wollten sie sich 
die gleiche Eigenschaft nach innen gefallen lassen und verstrickten den 
neuen König in allerhand ihnen selbst günstigen Bedingungen; er 
mußte dazu um so mehr seine Zustimmung geben, als seine illegitime 
Abkunft ihm von vornherein schädlich war. Nach wie vor aber pochten 
an des Reiches Grenze im Nordwesten die Normannen, im Südosten 
ind Osten die Slaven. Von den Kämpfen Ludwigs des Deutschen 
gegen die Mähren war schon die Rede. Gerade dieser Stamm warf 
sich zur Führerschaft der Slaven auf und fand an Swatopluk oder 
Swentibold einen kühnen Führer, und gegen ihn mußte sich Arnulfs 
Schwert zunächst wenden. Als er aber schon kampfgerüstet an der 
mährischen Grenze dem wilden Slavenfürsten gegenüberstand, vernahm 
er die Trauerkunde, daß seine wider die Normannen gesandten Krieger- 
scharen von diesem schlauen und verwegenen Feinde bei Mastricht um- 
gangen und fast gänzlich aufgerieben worden waren. Da überließ er 
die Hut der Ostmark einer bayrischen Heeresabteilung und eilte mit 
dem ostfränkischen Aufgebote nach dem Niederrhein. Bei Löwen un 
der Dyle hatte der Feind ein festes, durch allerhand Verhaue und 
Schanzwerke, ja durch Sümpfe geschütztes Lager bezogen. Für die 
fränkischen Ritter schien das Bollwerk uneinnehmbar. Aber das auf- 
mmternde Beispiel des Königs, der vom Rosse stieg und den Seinen 
voranstürmte, führte zu jenem herrlichen Siege, der die Normannen 
dauernd aus deutschem Lande wies (891). 
Bald darnach hatte Arnulf Gelegenheit, sich mit Thüringen zu 
beschäftigen. Dort gebot, wie erzählt wurde, Graf Poppo, der zwar 
über die Sorben siegte, dann aber durch die Kämpfe mit dem mäch- 
tigen Egino um die Erweiterung seiner Hausmacht eben diese Macht 
und sein Ansehen sowohl im Reiche als bei den Slaven minderte.
	        
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