Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Tiegeln versehen, damit das Erz aus dem einen, wenn er voll war, 
in den andern ablaufen konnte. Der Dienst vor solchem Schmelzofen, 
auch hier Schicht genannt, dauerte zwölf Stunden. Bei reichen Erzen 
dauerte der Schmelzprozeß nur acht bis zehn Stunden und dabei 
konnte noch Erz nachgefüllt werden. Armere Erze nahmen dagegen 
mehr Zeit in Anspruch. Gediegenes Silber aber wurde wohl gar 
nicht zum Schmelzofen gebracht, sondern in geschlossenen Tiegeln oder 
Pfannen eingeschmolzen. Bei der Menge von Holz und Kohlen, den 
diese noch rohe Art des Schmelzens verbrauchte, legte man die Hütten 
gern in der Nähe größerer Wälder an, woher der Name der Wald- 
werke rührt. Ebenso benötigte man des Wassers, teils um die Erze 
auszuwaschen, teils um die Blasebälge zu treiben, deshalb waren bei 
Freiberg schon die ältesten Hüttenwerke an der Mulde angelegt. Hütten- 
werke und Bergwerke sollten nicht in derselben Hand sein, damit sich 
die Kontrolle über das gewonnene Silber besser handhaben ließ. Denn 
über dieses hatte der Produzent keine freie Verfügung, sondern er 
mußte es in Freiberg bei dem Münzmeister oder den Personen, denen 
dieser den Geldwechsel gestattet hatte, gegen geschlagene Münzen um- 
tauschen. In der Regel war übrigens das Silber, wie es vom Schmelz- 
ofen kam, nicht so rein, wie es der Münzmeister brauchte, der ja, wie 
schon früher erwähnt wurde, zu 60 Mark vollwichtigen Silbers nicht 
mehr als 2½ Viertung Kupfers zusetzen durfte, das heißt, da eine 
Viertung (kerto) eine Viertel Mark, die Mark zu 16 Lot gerechnet 
wurde, nicht mehr als 10 Lot. Das aus der Schmelzhütte unter dem 
Nahmen „berkares“ Silber gebrachte Metall wurde nun nochmals im 
Brennhaus, im sogenannten „Bornegaden“, umgeschmolzen, bis es die 
nötige Feinheit erreicht hatte; ein solcher Bornegaden sollte aber nur 
zu Freiberg bestehen. — — — — — 
Von den Künsten erblühte die Dichtkunst namentlich in Thüringen, 
wie schon früher erzählt wurde, unter Landgraf Hermann I. unter 
dessen und seiner Gemahlin Vorsitz die Sage den schon erwähnten 
Sängerkrieg auf der Wartburg stattfinden läßt. Die Wartburg war 
der allgemein gesuchte und gerühmte Treffpunkt der Sänger und 
Spielleute. Die rühmende Anerkennung durch Walther von der Vogel- 
weide und Wolfram von Eschenbach wurde schon früher angezogen. 
Auch rühmt letzterer in seinem Parzival das musikalische Talent der
	        
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