— 536 —
Thüringer und die Pflege, die im Lande der Musik zu teil wurde.
Von dem Treiben auf der Wartburg zeugen außer den früher er-
wähnten Worten Walthers auch noch folgende Verse, die er nach
seinem ersten Besuche beim Landgrafen in liebenswürdig humoristischer
Weise dichtete:
Wer in den Ohren siech ist oder krank im Haupt,
Der meide ja Thüringens Hof, wenn er mir glaubt;
Käm er dahin, er würde ganz bethöret.
Ich drang so lange zu, daß ich nicht mehr vermag;
Ein Zug fährt ein, ein andrer aus so Nacht als Tag.
Ein Wunder ist's, daß da noch jemand höret.
Auch andere Künste wurden an Her-
manns Hof geehrt; in einem ihm ge-
hörigen Pfalterium haben sich Reste thü-
ringischer Malerei dieser Zeit erhalten;
auch über dem herrlichen Portale von
Paulinzelle finden sich Spuren, aller-
dings verwittert, von mittelalterlicher
Malerei. — In Meißen fand die Sanges-
kunst Förderung und Ausübung durch
Heinrich den Erlauchten, von dessen
Dichtkunst früher eine Probe gegeben
Landgraf Hermann I wurde. Aber noch andere Heinriche, die
n§ aoarneenn er # dem Meißnischen stammten, haben
manns geschriebenen Valten sich als Dichter, wenn auch später, einen
in Stuttgart. (Kugler.) Namen erworben. Heinrich von Freiberg,
der im letzten Drittel des 13. Jahr-
hunderts lebte, verfaßte im Auftrage des böhmischen Herrn Raimund
von Leuchtenberg, bei dem er sich längere Zeit aufgehalten zu haben scheint,
eine phantastische Fortsetzung von Gottfrieds von Straßburg unsterblichen
Werke Tristan und Isolde. Ungefähr zu gleicher Zeit, wie Heinrich von
Freiberg blühte Heinrich von Meißen, der in Meißen um 1260 geboren
wurde und auf der Domschule seiner Vaterstadt den Grund zu einer
für seine Zeit und seinen Stand bedeutenden Gelehrsamkeit erwarb.
Allerdings hat er seinem Vaterlande bald den Rücken gekehrt und auf