Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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seiner Wanderschaft, die ihn im Norden bis nach Dänemark, im Süden 
bis Bayern und Kärnten führte, manchen Hof besucht und von 
Mächtigeren und Reicheren Gaben genommen. Von 1311 oder 1312 
an lebte er in Mainz und dort soll er die erste Meistersängerschule 
gestiftet haben. Er war ein sehr fruchtbarer Dichter, und der Inhalt 
seiner Dichtungen war sehr mannigfaltig. Leider ist ein großer Teil 
dieser letzteren wegen des unklaren Ausdrucks und der Häufung von 
Gelehrsamkeit fast unverständlich. Wo er dagegen der Gelehrsamkeit 
dergißt und in seinen Sprüchen Weisheit predigt oder die Minne und 
die Frauen besingt, ist er durchaus tüchtig und liebenswürdig. Nament- 
lich hatte seine Leier immer Töne zum Preise der Frauen, und diesem 
Umstande verdankt er seinen bekannten Beinamen „Frauenlob“. Von 
einer großen Zahl der Minnesänger unterscheidet er sich dadurch, daß 
er stets eine reine und keusche Liebe darstellt und deren würdigen 
Ausdruck in der Ehe findet. „Vor allem lobe ich der edlen Frauen 
Minne“ singt er, „ja, Heil dem Mann, der eine hatl der halte sie 
lieb und zart mit weisem Sinne.“ Ein anderer hübscher Spruch von 
ihm lautet: 
Ich sage es wohl, auf meinen Eid, 
Daß in der ganzen Welt nichts ist, 
Was alle Sorge und alles Leid 
Könnt besser bannen mit süßer List, 
Als ein reines, trautes, seliges Weib. 
O, wie doch wohlgemut ein Mann 
Muß sein, wenn sie ihn lächelt an. 
Solch Spiegel heiß ich Leidvertreib. 
Frauenlob ist am 30. November 1318 in Mainz gestorben. So beliebt 
war er bei seinen Mitbürgern, namentlich bei den Frauen geworden, 
daß, wie ein alter Chronist sagt, Frauen ihn laut weinend zu Grabe 
trugen und seinen Grabstein im Kreuzgange der Domkirche mit reich- 
lichen, durch den ganzen Gang hinströmenden Weinspenden begossen. 
Die Barkunst, die, dem Charakter der Zeit entsprechend, nament- 
lich eine kirchliche war, hat in dieser Periode sowohl in Thüringen 
als in Meißen recht erfreuliche Kunstwerke geschaffen, von denen frei- 
lich vielfach nur noch Ruinen vorhanden sind. So reden von ent-
	        
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