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Ohne Zweife. würden die Sachsen die selbsländige Entwickelung
eines thüringischen Herzogtums von der Entscheidung des Schwertes
abhängig gemacht haben. Aber ehe man noch an diese letzte Möglich-
keit hatte denken können war Graf Burchard im Jahre 908 gegen
den neuen Reichsfeind, die Ungarn, kämpfend gefallen. Seine Söhne
Burchard und Bardo, obwohl im thüringischen Lande begütert, er-
hielten die Würde des Vaters nicht. Ohne besonderen Auftrag des
Kaisers, wie es scheint, übernahm Otto der Erlauchte wenigstens in
dem nördlicheren Teile Thüringens die Verwaltung und den Grenz-
schutz in die Hand. Daß er dieses ohne weiteres konnte, daran waren
die unglückseligen Verhältnisse des Reiches schuld; es war, als könne
das Schicksal diesem keinen wirklich bedeutenden Herrscher lange gönnen.
Denn daß Arnulf den bedeutenderen Trägern der römisch-deutschen
Keiserkrone zuzuzählen sei, beweisen seine uns bekannten Thaten gegen
die Normannen, ferner seine Kämpfe gegen die Slaven und seine
energische Wahrung der königlichen Rechte in Italien gegenüber Guido II.
don Spoleto, gegenüber dem Papst, gegenüber Berengar von Friaul
in den Jahren 894—896. Diese letzteren Kämpfe liegen uns fern, der
Kampf aber gegen den Mährenfürsten Swatopluk berührte auch unsere
damalige Slavengrenze an der Saale. Mit einem Aufgebot von Ala-
mannen, Bayern und Franken zog Arnulf im Juli 892 nach Mähren
hinein und trieb den Gegner in seine Verschanzungen zurück; sein Vor-
dringen aus ihnen machte im nächsten Jahre einen neuen Feldzug not-
wendig, mit gleichem Erfolge; aber die Macht des plänereichen Slaven
war doch so erschüttert, daß nach seinem Tode das von ihm gestiftete
Mährenreich zerfiel; seine drei Söhne teilten sich darein, wenn auch der
älteste, Moimir, eine gewisse Oberhoheit über die jüngeren in An-
spruch nahm. Noch im Jahre 894 schlossen die Mähren ihren Frieden
mit dem ostfränkischen Reiche, und die mit ihnen so oft verbündeten
Böhmen und Sorben anerkannten die Oberhoheit der deutschen Krone.
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Sturmhoefel. Geschichte der sächsischen Lande. 4