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wahrscheinlich zu Cham, nordöstlich von Regensburg, zusammen und
gaben dem Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen
ihre Stimmen. Es war ein entscheidender Moment für das Haus
Wettin, wie er schon einmal eingetreten war und noch einmal wieder-
kehren sollte. Die Staatsklugheit ließ Friedrich sich zunächst zuwartend
verhalten; schwerlich hat er an die Übernahme einer immer dornen-
voller werdenden Krone wirklich gedacht, die bei allem noch vorhandenen
idealen Schimmer so wenige reale Vorteile bot. Im lag, wie wir
schon oben sahen, am Besitze der Lausitz. Da diese sich im Besitze seines
Schwagers, des Brandenburgers, befand, dieser aber ebenso wenig
wie sein Vater Anstalten zur völligen Begleichung jener alten Schuld
wie zur pfandweisen Auslieferung der Lausitz machte, so mahnte Friedrich
in jenen Tagen der Wahl und Entscheidung an die noch nicht erledigte
Verbindlichkeit. Jetzt war Ludwig gewillt, entgegenzukommen. Friedrich
sollte selbst oder durch seinen Bevollmächtigten, einen Grafen von
Schwarzburg, von sämtlichen Einkünften aus der Mark, der Lausitz
und dem Lande jenseits der Oder die Hälfte für Begleichung seincr
Schuldforderung einziehen. Man kann aus der Weite des zu Gebote
gestellten Gebietes einen Schluß auf die geringe Steuerkraft eines
Landes ziehen, dem die wittelsbachische Herrschaft wahrlich keinen
Segen gebracht hatte. Aussaugung durch den Kurfürsten, der sich in
dem ihm anvertrauten Gebiete nie heimisch fühlen wollte, Aussaugung
durch seine habgierigen Beamte, von denen sehr viele keine Landes-
kinder, sondern Bayern waren, endlich das fast andauernde Interdikt,
das auf Ludwigs Herrschaften ebenfalls ausgedehnt worden war, waren
die Folgen der bayerischen Herrschaft gewesen. Die Forderungen Fried-
richs aber wurden trotz alledem nicht erfüllt, da durch ein ganz unvorher-
gesehenes Ereignis die Herrschaft der Wittelsbacher ganz und gar in
Frage gestellt wurde.
Schon Ende 1347 waren Gerüchte in der Mark Brandenburg
aufgetaucht, daß der große Markgraf Waldemar, der letzte aslanische
Fürst der Mark, wenn man von seinem so bald nach ihm gestorbenen
Bruder Johann absehen will, nicht mit Tode abgegangen, sondern wieder-
gekommen sei, um dem übel regierten Lande neues Glück und Erlösung
von der Fremdherrschaft zu bringen. Bald wußte man auch das Nähere:
bei dem Erzbischof von Magdeburg habe sich eines Tages ein greiser