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doch gebe es in Sachsen einige Herren, deren er nicht mächtig sei
und für die er sich nicht verpflichte.“ Von den 250 000 Gulden, die
man als Ertrag in Aussicht genommen hatte, kamen bloß 50 000 ein!
Hierbei ergab sich schon ein gewisser Gegensatz zwischen Kurfürst
Friedrich und dem Kaiser. Entsprechend den Bestimmungen der Gol-
denen Bulle hatte bei Abwesenheit des Kaisers außer Landes der
Kurfürst von Sachsen für die Länder sächsischen Rechtes, der Kurfürst
bei Rhein für die Länder fränkischen und schwäbischen Rechtes das
Reichsvikariat auszuüben, d. h. den Kaiser in allen Stücken zu ver-
treten, sowohl in der Rechtsprechung als in der Verleihung weltlicher
und geistlicher Stellen, als bei Belehnungen, in der Einziehung der
Gefälle u. s. w., vorbehältlich der späteren Genehmigung und Bestätigung
des Königs. Nun entsandte aber Maximilian zu dem nach Lindau
für August 1496 berufenen Reichstag seinen Sohn Philipp als Stell-
vertreter, und darin sahen die beiden Vikare eine Beeinträchtigung ihrer
Vikariatsrechte und blieben beide vom Reichstage weg. Dagegen
erschien Herzog Albert der Beherzte, um dem Kaiser die Reichstreue
des albertinischen Sachsen zu beweisen. Ubrigens gerieten die beiden
Bikare selbst aneinander, indem der Pfälzer ursprünglich das gesamte
Reichsvikariat für sich in Anspruch nahm. Trotz jener kleinen Differenz
berief Kaiser Max den Kurfürsten nach Italien, und dieser hatte schon
für die Zeit seiner Abwesenheit einen Vikariatsgerichtshof mit dem
Sitz in Altenburg bestimmt, was ihm von verschiedenen Seiten Wider-
spruch eintrug; doch wurde aus der Reise nach Italien nichts. —
Mitklerweile war Karl VIII. von Frankreich erbenlos verstorben, und
aus der verwandten Linie Orleans hatte Ludwig XII. im Jahre 1498
den Thron bestiegen. Er nahm sofort die Ansprüche seines Vorgängers
auf Mailand und Neapel wieder auf, schien jedoch anfangs zu Unter-
handlungen geneigt. Diese führte deutscherseits Kurfürst Friedrich
von französischer Seite Herzog Rens von Lothringen. Die Verhand-
lungen zogen sich bis ins Jahr 1499 und verliefen resultatlos, weil
der französische König dem deutschen nicht traute und umgekehrt; doch
wurden der französische König und Herzog René nicht müde, ihre
Hochachtung vor dem Vertrauensmanne Maximilians zu versichem.
Unterdessen waren aber die Feindseligkeiten schon wieder ausgebrochen,
und es bildeten die Besprechungen über die dem Kaiser zu leistende