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Pilger gemeldet und sich diesem durch Vorweisen eines kostbaren Ringcs
als den angeblich 1319 verstorbenen und zu Chorin bestatteten Mark-
grafen ausgewiesen; auch kenne er Dinge, die nur dem Markgrafen
selbst und seinen Vertrauten bekannt gewesen sein könnten. In Er-
füllung eines sfühnenden Gelübdes habe der totgeglaubte Waldemar
sein Ende nur erheuchelt, sei aber dann in aller Stille nach dem
heiligen Lande gepilgert und dort in die Hände der Ungläubigen
gefallen, die ihn nahe an dreißig Jahre gefangen gehalten hätten.
Auch die askanischen Herzöge von Sachsen und die Askanier in Anhalt,
so hieß es, hätten ihn nach genauer Untersuchung anerkannt. Noch
erinnerte man sich überdies, wie der mecklenburgische Herzog Heinrich I.
(1264—1302), nach seinem merkwürdigen Schicksal Heinrich der Pilger
genannt, mit seinem treuen Knappen Martin Bleyer von 1271—1297,
also 26 Jahre, zu Kairo in sarazenischer Gefangenschaft geschmachtet
und dann doch befreit worden und glücklich in der langentbehrten
Heimat angekommen war. Kein Mensch in ganz Brandenburg zweifelte
an der Wahrheit der Angabe des kecken Abenteurers, weil so hoch-
gestellte Leute ebensowenig zu zweifeln schienen; ja, selbst Kaiser
Karl IV. fand nach Prüfung seiner Angaben ihn im Oktober 1348
der Belehnung mit den Marken für würdig. Gerade aber die seltene
Übereinstimmung aller Feinde des Markgrafen Ludwig in der wett-
eisernden Anerkennung des Pilgers hätte stutzig machen müssen; mehr
noch eine dem alten Waldemar, der sein Gebiet ständig zu vermehren
getrachtet hatte, ganz unähnliche Bereitwilligkeit des neuen Waldemar,
für sein doch wahrscheinlich kinderloses Absterben seine askanischen
Vettern als Erben einzusetzen, während er schon bei Lebzeiten die
Lausitz an Kaiser Karl abtrat. Kein Zweifel: der am französischen
Hofe erzogene, dann in der italienischen Schule seines Vaters groß
gewordene verschlagene und intrigante Lützelburger hatte im Einver-
ständnis mit den Askaniern diesen Waldemar als ein überaus nützliches
Werkzeug wider den brandenburgischen Wittelsbacher und seinen An-
hang wiedererstehen lassen.
Auch gegen Friedrich den Ernsthaften. Dessen Hoffnungen auf
Begleichung seiner Forderungen oder auf eine Schadloshaltung an der
Lausitz waren durch das Auftreten des falschen Waldemar recht aus-
sichtslos geworden; die Verhältnisse drängten ihn auf die Seite Karls.