Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Pilger gemeldet und sich diesem durch Vorweisen eines kostbaren Ringcs 
als den angeblich 1319 verstorbenen und zu Chorin bestatteten Mark- 
grafen ausgewiesen; auch kenne er Dinge, die nur dem Markgrafen 
selbst und seinen Vertrauten bekannt gewesen sein könnten. In Er- 
füllung eines sfühnenden Gelübdes habe der totgeglaubte Waldemar 
sein Ende nur erheuchelt, sei aber dann in aller Stille nach dem 
heiligen Lande gepilgert und dort in die Hände der Ungläubigen 
gefallen, die ihn nahe an dreißig Jahre gefangen gehalten hätten. 
Auch die askanischen Herzöge von Sachsen und die Askanier in Anhalt, 
so hieß es, hätten ihn nach genauer Untersuchung anerkannt. Noch 
erinnerte man sich überdies, wie der mecklenburgische Herzog Heinrich I. 
(1264—1302), nach seinem merkwürdigen Schicksal Heinrich der Pilger 
genannt, mit seinem treuen Knappen Martin Bleyer von 1271—1297, 
also 26 Jahre, zu Kairo in sarazenischer Gefangenschaft geschmachtet 
und dann doch befreit worden und glücklich in der langentbehrten 
Heimat angekommen war. Kein Mensch in ganz Brandenburg zweifelte 
an der Wahrheit der Angabe des kecken Abenteurers, weil so hoch- 
gestellte Leute ebensowenig zu zweifeln schienen; ja, selbst Kaiser 
Karl IV. fand nach Prüfung seiner Angaben ihn im Oktober 1348 
der Belehnung mit den Marken für würdig. Gerade aber die seltene 
Übereinstimmung aller Feinde des Markgrafen Ludwig in der wett- 
eisernden Anerkennung des Pilgers hätte stutzig machen müssen; mehr 
noch eine dem alten Waldemar, der sein Gebiet ständig zu vermehren 
getrachtet hatte, ganz unähnliche Bereitwilligkeit des neuen Waldemar, 
für sein doch wahrscheinlich kinderloses Absterben seine askanischen 
Vettern als Erben einzusetzen, während er schon bei Lebzeiten die 
Lausitz an Kaiser Karl abtrat. Kein Zweifel: der am französischen 
Hofe erzogene, dann in der italienischen Schule seines Vaters groß 
gewordene verschlagene und intrigante Lützelburger hatte im Einver- 
ständnis mit den Askaniern diesen Waldemar als ein überaus nützliches 
Werkzeug wider den brandenburgischen Wittelsbacher und seinen An- 
hang wiedererstehen lassen. 
Auch gegen Friedrich den Ernsthaften. Dessen Hoffnungen auf 
Begleichung seiner Forderungen oder auf eine Schadloshaltung an der 
Lausitz waren durch das Auftreten des falschen Waldemar recht aus- 
sichtslos geworden; die Verhältnisse drängten ihn auf die Seite Karls.
	        
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