Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

So mubändig sie sonst waren, gehorchten sie doch im Kriege 
strenger Zucht, und da sie sich in jeder kriegerischen Tugend auszeich- 
neten, herzhaft im Angriff, ausdauernd in Beschwerden, vorsichtig 
gegen die Listen des Feindes, gewandt in der Benutzung seiner 
Schwächen waren, so blieben sie im Kampfe fast immer Sieger, zu- 
mal ihre Kriegführung eigentümlicher Natur war. Nicht in großen 
geschlossenen Reihen rückten sie an, sondern in vielen kleinen getrennten 
Heerhaufen, die jedoch möglichst Fühlung mit einander behielten, und 
nie vergaßen sie, einen Teil des Heeres sich im Hinterhalte zu bewahren. 
Dadurch gewannen ihre Unternehmungen an Beweglichkeit, und sie 
hatten für den Feind immer neue Überraschungen. Die Magyaren 
kämpften auf Rossen, die durch leichte Panzer gedeckt waren, und tum- 
melten mit unglaublicher Gewandtheit diese trefflich geübten Tiere. 
Obwohl sie Schwert und Wurfspieß führten, war ihre Hauptwaffe doch 
der Pfeil, den sie mit der größten Sicherheit im Sturme des Rosses 
von dem hörnenen Bogen entsandten. Grausam im Kampfe, waren 
sie schonungslos im Benutzen des Sieges. Erbarmen gegen den über- 
wundenen Feind war ihnen fremd; wer sich ihnen entgegenstellte, 
wurde erschlagen; es soll unter ihnen der Glaube geherrscht haben, 
die auf Erden ihrem Schwerte erlegen seien, würden ihnen im Himmel 
als Sllaven dienen. Auch die Hilflosen verschonte der vordringende 
Feind nicht. Nicht Weib noch Kind noch Greis fand bei ihnen Er- 
barmen. Verwüstung, Feuer und Rauch, Schutt und Trümmer bezeich- 
neten weithin ihren Marsch. Unsäglich waren die Leiden, die sie über 
Deutschland brachten, und dieses Landes waltete jetzt ein Kind. 
Ludwig das Kind. 
Am 8. Dezember 899 starb Arnulf nach längerem Siechtum, das 
die öffentliche Meinung einem langsam wirkenden Gifte zuschrieb; in 
Italien, so meinte man, habe es ihm eine tückische Frauenhand be- 
reitet. Wer sollte sein Nachfolger sein? Früher hatte Arnulf sich 
große Mühe gegeben, die deutschen Fürsten für die Erhebung seines 
umehelichen Sohnes Zwentibold zu gewinnen, dem er, freilich unter 
Widerstand der einheimischen Großen, in Lothringen eine ansehnliche 
Herrschaft geschenkt hatte. Aber diese Mühe war vergeblich gewesen, 
dem die deutschen Fürsten hatten vielfach schon an der nicht eben- 
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