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auch nur vorübergehend, Papst Urban V. wieder nach Rom zurück-
zuführen, war Markgraf Wilhelm in seinem Gefolge.
Aber nun kamen Jahre, in denen sich die bisher mitunter nur
äußerlich aufrecht gehaltene Freundschaft in jeder Beziehung trübte,
wenngleich die Staatsklugheit beider Teile einen völligen Bruch vermied.
Die Erwerbung der Mark durch Karl IV. bildete dabei den eigent-
lichen Ausgangspunkt; er war nicht allein den Wettinern, sondern auch
anderen benachbarten Fürsten ein Dorn im Auge, und als Otto von
Brandenburg um 1370 das Abkommen von 1363 zu bereuen anfing,
vernahmen dies die Herzöge von Sachsen ebenso gern wie die Wettiner,
um so mehr, als erstere sich vom Kaiser in einem Versprechen getäuscht
sahen. Karl hatte nämlich den Herzögen von Sachsen-Wittenberg
denen er ja seine Erhebung mit verdankte und die ihm auch im Kampfe
gegen die Wittelsbacher immer treue Bundesgenossen gewesen waren,
für den kinderlosen Todesfall des Herzogs Wilhelm von Lüneburg
dessen Herzogtum versprochen.“ Als der nun wirklich am 23.November
1369 starb, behauptete sich Herzog Magnus von Braunschweig, der
Jüngere, der schon in den letzten Jahren Wilhelms neben diesem der
eigentliche Regent des Landes gewesen war, im Besitze von Lüne-
burg. Nach manchem zweideutigen Schwanken verstand sich Ende
1370 Karl zu einem energischen Vorgehen gegen Magnus und forderte
die Reichsstädte auf, den Herzögen von Sachsen Beistand zu leisten.
Auch die Wettiner traten, wenn auch wohl nicht persönlich, sondern
mur mit einem abgesandten Hilfskorps, für die askanischen Vettern in
die Schranken; gleichzeitig aber, Ende 1371, wo doch von der Gefangen-
nahme von 60 Meißnern durch Magnus die Rede ist, verhandelten die
Landgrafen mit dem Herzog in freundlicher Weise über die Vormund-
schaft von dessen Söhnen, bemühten sich aber dabei wohl in Wirklich-
keit um eine Einigung zwischen ihm und den sächsischen Herzögen.
Es war das die Vorbereitung, auch die niederdeutschen Fürsten zu
dem Bunde heranzuziehen, den die Wittelsbacher mit König Ludwig
von Ungarn gebildet hatten zur Einschränkung der luxemburgischen
Macht und dem nunmehr auch die Landgrafen und ihr Bruder Bischof
Ludwig beitraten. Sofort ergriff Karl Gegenmaßregeln. Er gab
Heinrich dem Alteren von Gera und seinem Sohne, die den Land-
grafen 1369 die Stadt Lobenstein verpfändet hatten, die zur Wieder-