Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Domkapitel. Durch Vermittelung des Kardinallegaten Pilens, der 
damals gerade in wichtiger Sendung in Deutschland weilte, und wohl 
auch auf Zureden Wenzels verzichtete Peter auf Magdeburg und 
tauschte dafür Olmütz ein, und daraufhin zog im August 1381 Ludwig 
als Erzbischof in Magdeburg ein, wiewohl die päpstliche Bestätigung 
dieses Tausches noch ausstand und die Städte Magdeburg und Halle 
ihm darum die Huldigung verweigerten. Lange sollte er sich über- 
haupt der neuen Würde nicht erfreuen. Er war von jeher ein lustiger 
Herr gewesen, der sich viel mehr um Krieg und weltliche Lustbarkeit, 
als um seine geistliche Stellung und Würde gekümmert hatte. Sein 
Ende hing mit dieser Lebensauffassung zusammen und machte darum 
auf die Zeitgenossen, aber namentlich auf ähnlich lebende Amtsgenossen, 
einen großen Eindruck. Ludwig hatte nämlich am 17. Februar 1382 
zur Feier der Fastnacht Edelleute und Bürger in Kalbe an der Saale 
zu einem fröhlichen Tanze geladen. Zum Tanze leuchteten seine 
Knechte mit Fackeln oder brenmenden Reisigbündeln, die sie unvor- 
sichtigerweise, als sie heruntergebrannt waren, unter die zum Tanzsaal 
führende Treppe warfen. Da lagen Fässer und diese gerieten in 
Brand, so daß sich nunmehr die Gesellschaft Hals über Kopf retten 
mußte. Erzbischof Ludwig suchte seine Tänzerin — eine ehrbare 
Frau, wie der thüringer Chronist Johann Rothe versichert — durch 
das Gedränge am Arm die Treppe hinunter zu geleiten, trat dabei 
aber auf ihr Kleid, strauchelte und fiel mit ihr die Treppe hinab. 
Während die Frau davonkam, brach er sich das Genick. Oder nach 
anderer Nachricht krachte unter der Last der Fliehenden die Treppe zu- 
sammen, und der Erzbischof ward von ihren Trümmern und den nach- 
stürzenden Leuten erschlagen. „Wohin seine Seele gelangt ist, möge 
der kluge Leser erwägen und nach dem Beispiele anderer sich für die 
Zukunft vorsehen,“ meint der ein Jahrhundert später lebende Benediktiner 
Nikolaus von Siegen in seiner Kirchenchronik Aber schon die Zeit- 
genossen zogen sich ihre Moral daraus. Auf die Nachricht von diesem 
Ende seines Amtsbruders ging der bis dahin ebenfalls lockere Erz- 
bischof von Prag, Johann von Jenzenstein, erschüttert in sich und 
begann ein bußfertiges Leben — Übrigens soll auch Ludwigs Bruder 
Wilhelm bei diesem Tanzfeste zugegen gewesen sein und sich nur durch 
einen Sprung aus dem Fenster gerettet haben. 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 38
	        
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