Luitpold von Bayern gefallen; aber im Kampfe gegen die Ungarn, die
soeben das mährische Reich gänzlich vernichtet hatten, war seine Macht
erstarkt, so daß sein Sohn Arnulf sich als fast unabhängigen Herzog
von Bayern betrachten konnte. Überhaupt begann sich in diesen trüben
Zeiten der sinkenden Königsgewalt erneut das Stammesherzogtum
zu entwickeln, das der große Karl mit Erfolg gänzlich zu beseitigen
bestrebt gewesen war. In Lothringen behauptete sich nach Zwentibolds
Tode Reginar als Herzog, in Franken der jüngere Konrad, in Schwaben
nach blutigen Kämpfen Burchard und in Sachsen Otto der Erlauchte.
Konrad von Franken.
Diese Entwickelung vollzog sich teils während Ludwig das Kind
die Krone der Karolinger trug, teils unter seinem Nachfolger Ludwig
war der letzte seines Stammes. Nach einem kurzen Leben ohne Ruhm
und Freude, aber voller Sorge, starb er am 24. September 911, elst
18 Jahre alt; sein Leichnam ward zu Regensburg in der Kirche des
heiligen Emmeram neben dem seines Vaters beigesetzt. Das karo-
lingische Geschlecht war mit Ludwig ausgestorben, das Band zerrissen,
das notdürftig die deutschen Stämme zusammengehalten hatte, die
partikularistische Entwickelung im vollen Gange. Und doch meinte man
ohne ein gemeinsames Oberhaupt nicht auskommen zu können; nament-
lich war es die Geistlichkeit, an ihrer Spitze Hatto von Mainz, die
auf die Wahl eines solchen drang, da sie sich bedroht sah durch das
Erstarken der herzoglichen Gewalten. So versammelten sich Anfang
November 911 die deutschen Stämme zu Forchheim in Franken, um
einen der Großen als König auf den Schild zu heben. Franken,
Schwaben, Sachsen und Bayern hatten sich eingefunden zur Wahl.
Nur zwei Männer konnten schließlich in Betracht kommen, der Ludol-
finger Otto von Sachsen und der Franke Konrad. Der erstere lehnte
ab, sich entschuldigend mit seinem hohen Alter; nach dem Kinde dürfe
nicht ein Greis auf den Thron kommen. Auch für seinen Sohn
Heinrich lehnte er ab; er erkannte, wie schwer die Krone auf dem
Haupte eines jeden Nachfolgers Karls des Großen, namentlich unter
den obwaltenden Zeitumständen, lasten müsse. Er empfahl aber den
Franken Konrad und dieser wurde als der erste eigentliche Wahlkönig