Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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tage, und befragte die Mannen, ob sie auch ferner noch, nachdem das 
Reich geeint und die Slaven besiegt seien, in schimpflicher Abhärgigkeit 
von den ungarischen Barbaren leben wollten. Sie aber gelobten ehm 
cidlich treuen Beistand gegen den verhaßten Feind. Die Ungarn kamen 
in ungezählten Scharen heran, Thüringen und Sachsen in gewohnter 
Weise verwüstend. Aber bald teilte sich die ungeheure Masse und ein 
Teil ging südlich. Gegen diesen kämpften Sachsen und Thüringer 
Schulter an Schulter und vernichteten ihn schließlich. Was dem 
Schwerte der wackeren Kampfgenossen entrann, ging durch Hunger 
und Kälte zu Grunde. Der andere, weiter östlich gebliebene Haufe 
nachte sich eben daran, eine Burg zu erobern, in der eine Schwester 
des Königs, die an den Thüringer Wido verheiratet war, mit vielen 
Schätzen wohnen sollte. Die Nacht kam den Verteidigern zu Hilfe 
und die Nachricht von jener Niederlage des anderen Haufens. Durch 
Feuerzeichen riefen die Ungarn ihre weithin plündernden Scharen zu- 
sammen und hoben die Belagerung auf. Auch sie ereilte das Schicksal. 
Der König hatte sein Lager bei einem vom alten Chronisten als 
Riade bezeichneten Orte aufgeschlagen; nach der meist angenommenen 
Ansicht ist es Rietheburg an der Unstrut, nach anderen die Gegend 
um Keuschberg bei Dürrenberg, wo noch heute in der schönen Kirche 
der Jahrestag der siegreichen Schlacht Heinrichs (15. März 933) 
sestlich begangen wird. ÜUbrigens war von einer wirklichen Schlacht 
lanm die Rede. Denn obwohl Heinrich anfangs seine neugebildete 
Reiterei vor den Feinden verborgen hielt und nur einen Teil 
der thüringischen Landwehr mit wenig Reiterei vorgehen ließ, um die 
Ungarn zu einem Angriff zu verlocken, so gewahrten diese doch noch 
rechtzeitig die dichtgeschlossenen Reihen der deutschen Reiter und wandten 
sich augenblicklich zu wilder Flucht. Und doch war auf Jahre hinaus durch 
den Tag von Riade Ruhe geschaffen, und als dann 22 Jahre später 
noch einmal das Banner des Reiches mit dem Erzengel Michael gegen 
die Ungarn entfaltet wurde, geschah es, um sie für immer von deutscher 
Erde zu weisen. — In dem erbeuteten Lager der Feinde fanden sich 
nicht nur die zusammengeraubten Schätze, sondern zu noch größerer 
Frrude aller eine große Anzahl gefangener Deutscher, die einem un- 
ertröglichen Sklavenlose entgegengesehen hatten und sich nun unerwartet 
rasch befreit sahen. Den Tribut, den Heinrich bislang den Ungarn 
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