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Pezko von Podiebrad, bedrohten Lausitzer Stände im Februar 1424
mit Kurfürst Friedrich zu unterhandeln über ein gemeinsames Vor-
gehen. Doch erfahren wir von keinem Ergebnis dieser Verhandlungen;
man erkennt aus den einschlagenden Nachrichten immer wieder, daß
die Hussiten gar nicht zu solcher allgemeinen Plage hätten werden
können, wenn man ihnen nach einem einheitlichen Plane entgegen-
getreten wäre und, gegen welchen Vorwurf man auch Friedrich den
Streitbaren nicht in Schutz nehmen kann, sich nicht in kurzsichtiger
Weise mit der Wahrung der eigenen Grenzen begnügt hätte. So
wurde die Oberlausitz während des Jahres 1424 mehrfach von böh-
mischen Scharen in der bekannten grausamen Weise heimgesucht, wenn-
schon sich diese fliegenden Banden nur selten an die Städte wagten;
hierzu fanden sie nur dann den Mut, wenn in diesen, wie es beispielsweise
von Zittau berichtet wird, verräterische Beziehungen angeknüpft wurden,
und zwar meist von Herren, die im Rate saßen. Zum Glück kam
Ziska, der allgefürchtete, nicht nach der Oberlausitz, sondern zog, nach-
dem er eine Weile lang unthätig an der Grenze gestanden hatte, nach
Mähren ab, wo er am 11. Oktober 1424 an der Pest starb. Nach
seinem Tode teilten sich die Anhänger Ziskas in zwei Parteien. Die
eine wählte den Prokopius mit dem Beinamen Rasus, der Geschorene,
weil er zuvor Priester gewesen war, zu ihrem Arführer, die andere
erklärte Ziska für unersetzlich und nannte sich nach dem Verluste dieses
ihres Vaters Waisen, Orphaniten (Cyrocy); doch hatten auch sie
natürlich ihre Hauptleute, unter denen sich der kleine Prokop (Prokupek)
oder Prokop von Polny einen Namen gemacht hat. Die Streifzüge
der Böhmen setzten sich auch nach dem Tode ihres großen Führers,
wenngleich in vermindertem Maßstabe, im Jahre 1425 nach der
Oberlausitz bis nach Görlitz hin fort. Als Landvogt fungierte seit
dem Dezember des Jahres neben dem vielbeschäftigten Hans von
Polenz ein Albrecht von Colditz, der dies Amt bis 1488 inne
behielt.
Zwischen diesem Albrecht von Colditz als Vogt der Oberlausitz
und dem Kurfürsten vermittelte Tamme von Gersdorf im Februar 1426
zu Bischofswerda ein gegenseitiges Hilfsabkommen, daß im Falle eines
hussitischen Angriffs auf das Gebiet des einen oder des andern Ver-
tragschließenden auf ein Gesuch um Zuzug dieser binnen vierzehn
Sturmhoefel, Geschlchte der süchsischen Lande. 44