— 692 —
Meißner, Thüringer und Lausitzer heranstürmten, wurde ihnen ein so
warmer Empfang bereitet, daß sie trotz großer Tapferkeit nichts aus-
richteten, namentlich da sie hungrig und müde waren. Die schwer-
fälligen Ritter aber zogen die Böhmen mit ihren Hellebarden von
den Pferden und machten sie nieder; viele erstickten auch infolge der
Sonnenhitze und des furchtbaren Staubes in ihren Rüstungen. Schließ-
lich wandten sich die Angreifer zur Flucht und die nachsetzenden Hussiten
richteten unter ihnen ein ungeheures Blutbad an. Von Thüringern,
wie Lausitzern und Meißnern werden wackere Thaten berichtet; es
fehlte also nicht an Tapferkeit und gutem Willen, wohl aber an einer
geeigneten Führung und einer der hussitischen entsprechenden Taktik.
Dem wackeren Ansturm folgte dann, als man die Unbesiegbarkeit des
Feindes erkannte, eine allgemeine Panik, die eingeleitet zu haben man,
sicher mit Unrecht, Busso von Vitzthum nachher die Schuld gab. Eine
Menge edler Herren und wackerer Bürgersleute deckten die Wallstatt.
Ein Graf von Beichlingen, zwei Grafen von Gleichen, ein Herr von
Querfurt, im ganzen zwölf gräflichen Geblütes, fielen von den Thü-
ringern. Bei dem Grafen Ernst von Gleichen stand und focht der
Bürgermeister Hans Welzingk von Gotha, der häufig die Redensart
im Munde führte: Mit Ehren! Mit Ehren! „Derselbe Biedermann
blieb allda mit Ehren und wollte nicht weichen und ward erschlagen
bei dem Grafen Ernst von Gleichen,“ erzählt uns der thüringer Chronist
Johannes Rothe. Auch die edelsten meißnischen Geschlechter hatten
schwere Opfer gebracht, die Köckeritze, Schleinitze, Pflugke, Karlowitze,
Schönberge werden genannt. Kaspar von Schönberg auf Reinsberg
fiel mit fünf Söhnen in ritterlichem Kampfe, so auch der Burggraf
Heinrich von Meißen als der letzte seines Stammes. Von den langen-
salzaer Bürgern sollen gegen vierhundert geblieben und von den drei-
hundert Freibergern kaum hundert wieder heimgekehrt sein. Zwölf-
tausend Deutschen, darunter vier= bis fünfhundert gekrönten Helmen
und zwölf Grafen, brachte der unselige Tag den Tod; denn wie sie
es geschworen hatten, schenkten die Hussiten keinem das Leben. Groß
war auch ihre Beute an Kriegsmaterial, Kleinodien und Lebensmitteln,
weshalb die Hussiten, dem Unglück noch den Hohn hinzufügend, die
Meißner bedauerten: sie seien nunmehr offenbar auch noch dem Banne
verfallen, weil sie wider des Papstes Gebot den Ketzern so reichliches