Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Meißner, Thüringer und Lausitzer heranstürmten, wurde ihnen ein so 
warmer Empfang bereitet, daß sie trotz großer Tapferkeit nichts aus- 
richteten, namentlich da sie hungrig und müde waren. Die schwer- 
fälligen Ritter aber zogen die Böhmen mit ihren Hellebarden von 
den Pferden und machten sie nieder; viele erstickten auch infolge der 
Sonnenhitze und des furchtbaren Staubes in ihren Rüstungen. Schließ- 
lich wandten sich die Angreifer zur Flucht und die nachsetzenden Hussiten 
richteten unter ihnen ein ungeheures Blutbad an. Von Thüringern, 
wie Lausitzern und Meißnern werden wackere Thaten berichtet; es 
fehlte also nicht an Tapferkeit und gutem Willen, wohl aber an einer 
geeigneten Führung und einer der hussitischen entsprechenden Taktik. 
Dem wackeren Ansturm folgte dann, als man die Unbesiegbarkeit des 
Feindes erkannte, eine allgemeine Panik, die eingeleitet zu haben man, 
sicher mit Unrecht, Busso von Vitzthum nachher die Schuld gab. Eine 
Menge edler Herren und wackerer Bürgersleute deckten die Wallstatt. 
Ein Graf von Beichlingen, zwei Grafen von Gleichen, ein Herr von 
Querfurt, im ganzen zwölf gräflichen Geblütes, fielen von den Thü- 
ringern. Bei dem Grafen Ernst von Gleichen stand und focht der 
Bürgermeister Hans Welzingk von Gotha, der häufig die Redensart 
im Munde führte: Mit Ehren! Mit Ehren! „Derselbe Biedermann 
blieb allda mit Ehren und wollte nicht weichen und ward erschlagen 
bei dem Grafen Ernst von Gleichen,“ erzählt uns der thüringer Chronist 
Johannes Rothe. Auch die edelsten meißnischen Geschlechter hatten 
schwere Opfer gebracht, die Köckeritze, Schleinitze, Pflugke, Karlowitze, 
Schönberge werden genannt. Kaspar von Schönberg auf Reinsberg 
fiel mit fünf Söhnen in ritterlichem Kampfe, so auch der Burggraf 
Heinrich von Meißen als der letzte seines Stammes. Von den langen- 
salzaer Bürgern sollen gegen vierhundert geblieben und von den drei- 
hundert Freibergern kaum hundert wieder heimgekehrt sein. Zwölf- 
tausend Deutschen, darunter vier= bis fünfhundert gekrönten Helmen 
und zwölf Grafen, brachte der unselige Tag den Tod; denn wie sie 
es geschworen hatten, schenkten die Hussiten keinem das Leben. Groß 
war auch ihre Beute an Kriegsmaterial, Kleinodien und Lebensmitteln, 
weshalb die Hussiten, dem Unglück noch den Hohn hinzufügend, die 
Meißner bedauerten: sie seien nunmehr offenbar auch noch dem Banne 
verfallen, weil sie wider des Papstes Gebot den Ketzern so reichliches
	        
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