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erworben und betrachteten sich als reichsunmittelbar. Friedrich der
Streitbare legte darauf kein Gewicht und zog die Burggrafschaft samt
einer Reihe von Besitzungen für sich ein. Kaiser Sigismund dagegen
sah in dem Besitze und der Würde der Hartensteiner ein heimgefallenes
Reichslehen und belehnte damit seinen Hofrichter Heinrich Reuß von
Plauen, zugleich Friedrich zur Herausgabe der widerrechtlich besetzten
Reichsgüter auffordernd. Friedrich kam diesem Gebote nicht nach, starb
aber darüber hinweg. Sein Sohn verglich sich im September 1428
mit dem Reußen, indem er diesem die Würde und die Besitztümer der
Burggrasschaft überließ; nur der Turm auf dem Burggrafenhofe zu
Meißen sollte im Besitz des Kurfürsten bleiben. Die Besitzung Wilben-
sels übertrug Friedrich der Sanftmütige, des Streitbaren Sohn, an
das von den Hartensteinern schon damit belehnte Geschlecht der von
Pflugk, gab Frauenstein, das ebenfalls zu dem hartensteinischen Besitze
gehört hatte, an den Reußen ab und verschrieb ihm für die Herrschaften
Purschenstein und Sayda, die er gern behalten hätte, die aber m
ähnlichem Rechtsverhältnis zu den Hartensteinern gestanden hatten,
14 736 rheinische Gulden. Damit hatte sich aber Friedrich der Sanft=
mütige noch keine Ruhe geschafft, sich zur Belehrung, daß nur wer
im Besitze lebt, im Rechte ist; es gehörte eine nunmehr offenbar als
Machtspruch empfundene Entscheidung des Königs Albrecht II. im
Jahre 1439 dazu, um Heinrich den Reußen, derzeitigen Burggrafen
von Meißen und Herrn zu Frauenstein gegen eine entsprechende Summe
zum Verzicht auf seine burggräflichen Rechte und auf Frauenstein zu
bringen.
Die vielen harten und betrübenden Erfahrungen der letzten Jahre,
verbunden auch mit allerlei Kriegsstrapazen, hatten die Lebenskraft
Friedrichs des Streitbaren vor der Zeit untergraben. Am 4. Jamuar
1428 starb er auf dem Schlosse zu Altenburg; spätere Überlieferung
legt ihm eine zur Eintracht ermahnende Rede an seine vier Söhne in
den Mund, die auf alle Fälle ihre Wirkung verfehlt hat, wie die
spätere Geschichte Friedrichs, des sogenannten Sanftmütigen, und seines
Bruders Wilhelm zu beweisen die traurige Aufgabe hat. Außer den
vier gleich noch näher zu erwähnenden Söhnen hatte Friedrich der
Streitbare von der schon genannten Katharina von Braunschweig zwei
Töchter, Anna, die später an den Landgrafen Ludwig von Hessen ver-