Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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gericht seines Vetters Jobst von Mähren und des Erzbischofs Albrecht 
von Magdeburg. Von letzterem sogar mit dem Interdikt bedroht, 
mußte sich Veit unterordnen, obwohl gerade Ende der achtziger Jahre 
das Verhältnis des Markgrafen Wilhelm zu König Wenzel schon 
gespannt war. 
Den Grund gab die auch bei letzterem ab und zu mit einer ge- 
wissen Energie hervortretende Vergrößerungspolitik Wenzels. Urban VI. 
hatte, um dem Könige für seine Obedienz zu lohnen, einen Schützling 
von ihm, den Böhmen Andreas von der Duba für den Merseburger 
Bischofsstuhl bestimmt, obgleich das Kapitel sich schon für Heinrich 
von Stolberg entschieden hatte. Klärlich tritt hier wieder das Be- 
streben der Krone Böhmen hervor, auch in den geistlichen Gebieten 
Vorposten vorzuschieben, wie solcher Versuch schon mit der allerdings 
mißlungenen Unterstellung von Meißen unter das prager Erzstift von 
Karl gemacht worden war. Obwohl in dieser Angelegenheit Mark- 
graf Wilhelm nicht unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen war, so 
trat er doch mit aller Energie für den Erwählten des Kapitels ein 
und erwirkte schließlich die Zurücknahme der ersten päpstlichen Sentenz. 
wenn schon erst im Jahre 1392. Solche Dinge traten ebenso siörend 
zwischen Wenzel und Wilhelm, wie die nie aufhörenden Grenzstreitig= 
keiten über meißnisches und namentlich oberlausitzisches Gebiet. Wilhelm 
war übrigens nach dieser Richtung nicht geneigt, jemals völlige Ruhe 
eintreten zu lassen, sonst hätte es ihm Wenzel gegenüber an Handhaben 
gefehlt, dessen Schwierigkeiten auszunutzen. 
Denn an solchen litt Wenzel infolge seiner launischen Unberechen- 
barkeit und arglistigen Willkür in Böhmen keinen Mangel. Bald 
empörte er durch Mißachtung alter Vorrechte den Stolz des tschechischen 
Adels, bald durch seinen Lebenswandel und namentlich durch rücksichts- 
lose Besteuerung und tyrannische Behandlung den Klerus. Den 
bösesten Gegner aber hatte Wenzel im eigenen Hause in der Person 
seines leiblichen Vetters Jobst von Mähren, der ein verschlagener, 
durch keine Gewissensbedenken aufgehaltener energischer Mann war 
— man nannte ihn den Vater der Lüge — und sich mit der Hoff- 
nung trug, einst an Stelle des Vetters König von Böhmen zu sein. 
Er war bekanntlich der Schwager Wilhelms, der solche Verhältnisse 
mit klarem und ruhigem Auge beobachtete und jederzeit bereit war,
	        
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