— 702 —
diese für 10 000 Goldgulden, sogar der Kurfürst von Brandenburg
für seine fränkischen Gebiete, kauften sich um schweres Geld von den
furchtbaren Feinden los; ingleichen zahlten zu ihrer Lösung der Bischof
Albrecht von Salzburg, Herzog Hans von Bayern und Bischof Friedrich
von Eichstätt. Gold= und beutebeladen zogen die Hussiten heim; auf
3000 Wagen sollen sie das Ergebnis ihrer Räubereien mitgeführt haben.
Im Rücken aber ließen sie Verwüstung, Elend und bittere Not, wie
auch aus einem überlieferten alten Verse hervorgeht:
Meißen vnd Sachsen verderbt,
Schlesien vnd Laußnitz zerscherbt,
Bayern außgenärbt,
Ssterreich verheert,
Mähren verzehrt,
Böhem ombgekehrt.
Während dieser Zeit hatten die Lausitzen Ruhe gehabt. Aber
noch vor Ende des Jahres 1430 erschienen die Hussiten, wagten sich
aber nicht an das von ihnen wohl erst in Aussicht genommene Zittau,
weil es, wie auch Löbau, gut besetzt war. Die kleine Stadt Bem-
stadt verschonten sie merkwürdigerweise vollständig, nachdem Bürger-
meister, Ratmannen und Gemeinde geschworen hatten, nicht gegen sie
kämpfen zu wollen, ihnen den bisher an ihre Herrschaft entrichteten
Erbzins zu zahlen und sie als Stadtherren zu betrachten. Reichen-
bach aber wollten sie in alter Art behandeln. Die Einwohner hatten
sich hinter der Kirchhofsmauer verschanzt und schlugen den erste
Sturm ab; aber der zweite gelang und es kamen dabei viele Reichen-
bacher ums Leben. Die andern aber zogen sich in die Kirche zurüch
die sie mit einem tiefen Graben umzogen und sonst auch wohl ver-
wahrt hatten, und verteidigten sich fünfzehn Tage lang mit verzweiselter
Todesverachtung. Da zogen am Mittwoch nach Epiphanias die Hus-
siten plötzlich ab, da ihnen das Herrannahen eines Entsatzheeres
gemeldet wurde; es stand unter der Führung der beiden Landvögte
Haus von Polenz und Thimo von Colditz, und noch andere Herren
hatten sich aufgemacht, um den wackeren Reichenbachern zu helfen
sogar die Stadt Breslau hatte eine kriegerische Schar geschickt, die
aber unterwegs wieder umkehren konnte, da unterdessen die Reichen-