Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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und verband sich mit den prager Altstädtern und vielen katholischen 
Edelleuten, um endlich der Meuterer um jeden Preis ledig zu werden. 
Im Mai 1434 verjagten der Herrenbund und die altstädter Prager 
die Orphaniten aus der prager Neustadt. Damit war das Tischtuch 
zwischen den Orphaniten und den Gemäßigten endgültig zerschnitten. 
Die Taboriten, die seit dem Juli 1433 Pilsen belagerten, die einzige 
Stadt, die noch am alten Glauben mit Festigkeit hing, gaben auf diese 
Nachricht hin die Belagerung auf, obwohl Prokop hart am Ziele war, 
und sammelten ihre Scharen östlich von Prag, zwischen Kolin und 
Böhmisch-Brod. In dieser Gegend, bei dem Dorfe Lipan, fiel am 
30. Mai 1434, dem ersten Sonntage nach Trinitatis, die Entscheidung. 
Durch verstellte Flucht lockten die Herren die in ihrer Wagenburg 
verschanzten Taboriten daraus hervor, um dann den ungestüm Hervor- 
stürzenden mit bereitgchaltener Reiterei in die Flanke zu fallen und 
ihnen mit raschem Kehrt von vorn zu begegnen. Von den 18000 
Taboriten fielen 13.000, unter ihnen die beiden Prokope. Der Radika- 
lismus im Hussitentum verblutete mit den Prokopen und den Tausenden 
von Taboriten auf dem Felde von Lipan; damit waren aber noch bei 
weitem nicht alle Schwierigkeiten behoben. Nach langen Unterhand- 
lungen mit den Konzilsvätern und den böhmischen Ständen, die absolut 
nicht unter einen Hut zu bringen schienen, brachte es die beiden Teilen 
Versprechungen machende Gewissenlosigkeit Sigismunds dahin, daß am 
5. Juli 1436 die Gesandten des böhmischen Landtages die baseler 
Kompaktaten annahmen. Nachdem Sigismund ihnen am 20. Juli in 
einem großen Majestätsbriefe allgemeine Amnestie und die alten Landes- 
freiheiten zugesichert hatte, nach denen namentlich kein Deutscher ein 
Amt erhalten sollte, erkannten ihn die Stände als ihren rechtmäßigen 
König an. 
An diesen letzten Phasen des Hussitenkampfes hatten von den 
etzt sächsischen Landen noch die Lausitzen, aber auch nur bis ins Jahr 
1433, Anteil. Die kursächsischen und meißnischen Lande blieben, ab- 
gesehen vielleicht von den Grenzgebieten, von den Böhmen verschont. 
Obwohl nämlich Kurfürst Friedrich II. am 28. Apri 1432 dem Kon- 
zilium zu Basel ernstlich empfohlen hatte, sie möchten eilen, den Taumel- 
lolch der Ketzerei zu ersticken, damit nicht die ganze Christenheit durch 
ihre Tücke vergiftet und erstickt werde, so fand er es nach den nieder- 
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