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endgültig geordneten Verhältnissen einen Zufluchtsort ab. Es spricht
genügend für die völlig unritterliche und verbrecherische Gesinnung
des Mannes, daß er seinem früheren Wohlthäter bei einem gelegent-
lichen Besuche in Böhmen im Jahre 1453 nach dem Leben trachtete,
ein Anschlag, der zum Glück mißlang. Auch ließen die Vitztume die
Sache noch nicht ruhen. Sie wußten sogar 1470 eine kaiserliche Kom-
mission zu Wege zu bringen, die bezeichnenderweise aus dem Kurfürsten
Albrecht von Brandenburg und dem Landgrafen Ludwig von Hessen
bestand. Herzog Wilhelm wußte aber 750 000 Gulden als Schaden,
der ihm von den Vitztumen gethan worden sei, aufzurechnen. Die
Streitsache kam erst zu Ende, als Apel und Busso Vitztum gestorben
waren. Nunmehr entsagten deren Söhne und ihr überlebender Oheim
Bernhard, der sonst nicht weiter hervorgetreten ist, allen weiteren An-
sprüchen und traten sogar gegen 1000 rheinische Gulden in Wilhelms
Kriegsdienste.
Ein ähnlicher Geist selbstwilliger Widerspenstigkeit und Selbst-
hilfe, wie er aus dem vitztumschen Handel hervorgeht und nur erklärlich
ist durch die in dem langjährigen Bruderkampfe, namentlich durch
Wilhelms Unklugheit gelockerte Abhängigkeit des Adels, tritt hervor
in dem weit über Sachsens Grenzen hinaus bekannten Prinzenraube
des Ritters Kunz von Kauffungen, der mit dem Bruderkrieg in engstem
Zusammenhange steht. Wir begegneten dem Namen dieses Mannes
in der Fehde der Nürnberger gegen Albrecht Achilles von Branden-
burg, an der er rühmlich Anteil nahm, wenngleich damals an seiner
Zwerlässigkeit gezweifelt wurde. Wie erwähnt, leugnete der Kurfürst,
daß er mit Kunzens Parteigängerei irgend etwas zu thun habe und
stellte ihm ausdrücklich das Zeugnis dabei aus, daß er ein freier
Mann sei. Dem Kurfürsten diente er dann im Kriege gegen Wilhelm,
ohne jedoch durch Lehnsverpflichtung dazu veranlaßt zu sein. Nebenbei
war ihm auch, nach Sitte der Zeit, Raub nicht zu schlecht; er warf
1448 in der Nähe Leipzigs thüringische Kaufleute nieder und nahm
ihnen ihre Güter. Sein Stammschloß lag in der Nähe von Wolken-
burg, er hatte aber auch Grundbesitz in Thüringen. Dies Gut, Milo-
witz mit Namen, ging ihm durch Apel Vitztum verloren. Der Ku-
fürst, der ihm auch durch Verleihung der Würde eines Vogtes und
Amtmannes auf Schloß Altenburg sein Wohlwollen bewiesen hatte,