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gab ihm als einstweiligen Ersatz die Güter Schweickartshain und Krieb-
stein bei Waldheim im Meißnischen. Nach beendetem Kampfe erhielt
Kunz von Kauffungen zwar Milowitz wieder, wollte sich aber nicht zur
Herausgabe von Schweickartshain verstehen. Wahrscheinlich war das
Gut durch den Krieg in desolaten Zustand gekommen, und glaubte sich
also Kunz zu Schadenansprüchen berechtigt. War dies auch der Fall,
so hatte er sicher nicht nötig, dem Kurfürsten Schuldverschreibungen
unterzuschieben, die er dann selbst als erlogen zurücknehmen mußte.
Offenbar war sein Verhältnis zu Friedrich sehr getrübt und wurde
dadurch nicht gebessert, daß ihn der Kurfürst zum Schadenersatz an die
vorhin erwähnten thüringer Kaufleute zwang. Schließlich sollte ein
Sondergerichtshof über den Fall entscheiden, dessen Urteile, sich zu
unterwerfen, Kunz von Kauffungen anfangs sich bereit erklärte. Die
Schiedsrichter holten nun Gutachten von den Schöppenstühlen zu
Magdeburg, Leipzig und Freiberg ein. Sie waren im allgemeinen
Kunz ungünstig, doch kam es den Schiebsrichtern vor allem darauf
an, daß die Lehnsabhängigkeit Kunzens nachgewiesen würde, was nur
für einen kleinen Teil seiner Besitzungen als gelungen gelten durfte.
Kunz wurde nicht müde, auf seine auf eigene Faust geschehene, nicht
durch Lehnspflicht herbeigeführte Kriegsfolge hinzuweisen und erklärte
jedenfalls jetzt, daß er sich dem am 25. Juni 1455 zu Altenburg
ergangenen Urteile des Gerichtshofes, den er gar nicht anerkannt habe,
nicht unterwerfen werde. Noch vor der Entscheidung entwich er nach
Böhmen auf sein Schloß Eisenberg und nahm sofort mit seinen früheren
Gegnern, den Vitztums, Fühlung. Mit ihnen zusammen brütete er
den Plan aus, zu dessen Ausführung er alsbald nach dem Meißnischen
zurückkehrte, wo er sich im Schlosse zu Kohren bei der ihm befreundeten
Familie von Mockau verborgen hielt. Die Lage dieses Schlosses
ermöglichte es ihm, schnell Nachrichten über die Vorgänge im Alten-
burger Schlosse zu erhalten, wo damals Kurfürst Friedrich residierte;
ein dort beschäftigter und von Kunz gewonnener Küchenknecht mit
Namen Hans Schwalbe berichtete ihm brieflich über alles, unter anderem
auch, daß der Kurfürst nach Leipzig geritten sei, der Kanzler aber die
Hofleute für den Abend des 7. Juli 1455 zu einem Gastmahle ein-
geladen habe, so daß das Schloß sich nur in der Hut eines alten
Dieners und des Thorhüters befand. Eine günstigere Gelegenheit