Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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vikar die Fürsten nach Frankfurt, wo sie im Juli 1394 zusammen- 
traten und Jobst energisch die Freilassung des Reichsoberhauptes 
anbefahlen. Am 2. August erhielt Wenzel die Freiheit wieder. Wil- 
helms Stellung zu diesen Vorgängen war durchaus zuwartend. Schein- 
bar neigte er Wenzel zu, mit dem er Anfang März 1395 eine Zu- 
sammenkunft in Prag hatte. Aber das geschah doch nur, um Jobst 
zu ängstigen, der ihm durch neue Darlehen bis zur Höhe von 40 000 
Schock Groschen verpflichtet war und doch mit der Ausantwortung 
der märkischen Städte keinen Ernst machte. Wilhelms Handlungs- 
weise verfehlte ihre Wirkung nicht. Am 2. April 1395 vermeldete 
Jobst den Ständen der alten und neuen Mark, daß er aus sonder- 
licher Freundschaft und auch zu Nutz und Frommen seiner Lande 
dem Markgrafen Wilhelm die Statthalterschaft über die Marken über- 
tragen habe. Es war also keine Verpfändung mehr, wie anfänglich 
geplant worden war, sondern an Jobsts Statt, der doch nicht nach 
den Marken kam und sich um sie kümmerte, sollte Wilhelm die Lande 
wirklich verwalten und sich aus den Einkünften für seine Forderungen 
bezahlt machen. 
Für die Mark Brandenburg war diese Umgestaltung der Regierung 
zweifellos ein großer Segen. Wer hätte nicht von den übermütigen 
Brüdern Dietrich und Hans von Quitzow gehört, die mit dem Herzog 
von Mecklenburg, dem Erzbischof von Magdeburg und anderen benach- 
barten Herren in dauernder Fehde lagen, wofür dann das arme Land 
es entgelten mußte. Aber auch Meißen wurde durch die unsicheren 
Zustände in der Mark in Mitleidenschast gezogen. Jenaer, Oschatzer 
und Leipziger Kaufleute verloren ihre Güter an die märkischen Schnapp- 
hähne. Anfangs freilich brachten die märkischen Städte, wohl auch 
insgeheim aufgehetzt durch Jobsts ränkesüchtigen Bruder Prokop, der 
durch den ganzen Handel zwischen Jobst und Wilhelm sein Interesse 
geschädigt sah, dem neuen Herrn Mißtrauen und Widerstand entgegen. 
Erst als er im November auf Dezember 1395, das dritte Mal in 
diesem Jahre, in der Mark weilte, huldigten sie ihm und seiner Ge- 
mahlin. Während dieses Aufenthaltes hatte er zu Perleberg, der 
alten Hauptstadt der Priegnitz, eine Zusammenkunft mit Herzog Albrecht 
von Mecklenburg, dem vertriebenen König von Schweden, und mit 
andern benachbarten Fürsten und Abgesandten von den Hansastädten;
	        
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