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und zärtliche Mutter und auch als Landesfürstin wohl geeignet, ihrer
Stellung gerecht zu werden; sie bot auf eigene Faust 1440 die Mann-
schast Wittenbergs gegen Landfriedensbrecher auf, und ihres zum Frieden
ratcaden Einflusses vor dem Ausbruche des Bruderkrieges und während
dessen ist schon gedacht worden. Dafür stand sie auch bei Friedrich
in hohen Ehren. Oft bediente er sich des Rates der klugen Frau
und erteilte ihr 1463 ein Recht, das nach ihr nie wieder eine sächsische
Fürstin besessen hat, zu Colditz auf ihren Namen eigene Münzen
schlagen zu dürfen. Auch warf er ihr ein reiches Leibgedinge aus,
Altenburg und die zugehörige Pflege, das Schloß zu Leipzig, Schloß
und Stadt Liebenwerda und die Städte Colditz und Eilenburg. Sie
überlebte ihren Gatten um mehr als 21 Jahre und hielt sich diese
Zeit über meist zu Altenburg auf, wo sie, im Besitze landesfürstlicher
Rechte, die Gerichtsbarkeit durch ein von ihr abhängiges Landgericht
ausübte. Sie starb erst am 12. Februar 1486.
Im Gegensatz dazu schlug Wilhelms Ehe unglücklich aus, und
zwar, wie völlig ersichtlich, durch die Heftigkeit und Unbändigkeit seines
Gemütes, Eigenschaften, die er ebenso wie ein gutes Teil trotzigen
Eigensinns auch dem Bruder gegenüber oft genug an den Tag gelegt
hat und am liebsten in kriegerischen Händeln austoben ließ. Sagte
doch der Volksmund in Thüringen von ihm: „Wenn Herzog Wilhelm
die Sporen anschnallt und über den Schloßhof von Weimar geht, so
erklirrt ganz Thüringen davon."“ Ehe noch der Bruderkrieg dafür
den Beweis lieferte, hatte Wilhelm in einer äußeren Angelegenheit
Veranlassung, seinen kriegerischen Sinn zu bethätigen. Es hing dies
mit seiner Verlobung zusammen, die im Jahre 1439 den damals
Vierzehnjährigen mit der erst neunjährigen Anna, der Tochter des
Kaisers Albrecht II., versprach. Sie erbte von ihrem im nämlichen
Jahre verstorbenen Vater die Ansprüche auf Luxemburg und die Graf-
schaft Chimay. Nach dem Willen Karls IV. sollte das Stammland
der luxemburgischen Kaiser niemals von der Krone Böhmen entfremdet
werden. Allein schon Wenzel verpfändete es 1388 an seinen Vetter
Jobst von Mähren und dann im Einvernehmen mit diesem an den
Herzog Ludwig von Orleans, dem Jobst auch die ihm anfänglich zu-
siehende Statthalterschaft überließ. Dieser aber wurde am 23. November
1407 zu Paris auf Anstiften Johanns des nerschrockenen. von Bur-
Sturmhoefel. Geschichte der sächsischen Landc.