Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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konnte. Bei der Aussöhnung im Jahre 1451 wurde diese Ver- 
schreibung wieder rückgängig gemacht, ohne daß wir von einer ander- 
weitigen Schadloshaltung Annas hören. Sie sollte aber von ihrem 
Gatten noch herbere Dinge erleben, die an die Zeiten Albrechts des 
Entarteten erinnerten. Wilhelm ließ sich fesseln durch die schöne Witwe 
des Herrn von Heßberg, Katharina mit Namen, eine Tochter des 
Herrn Eberhard von Brandenstein. Sie hieß dieser Abkunft wegen 
im Volksmunde auch die schöne Brandensteinerin oder die Brandensteiner 
Käthe. Auf Schloß Roßla hielt er öffentlich Hof mit ihr, seine Ge- 
mahlin aber, die sich nicht, wie jene staussische Margaretha, so unwürdiger 
Lage durch die Flucht entzog, schickte er in Begleitung zweier Hof- 
frauen und eines alten Marschalls nach Eckartsberga als Gefangene. 
Trotzdem hing sie mit rührender Treue an dem Treulosen, und froh- 
lockend wußte sie einst dem alten Marschall von einem schönen Traum 
zu erzählen, der ihr die Wirdervereinigung mit dem Abtrünnigen ver- 
hieß; hoffnungsvoll bat sie ihn um die Erlaubnis, den Gatten auf- 
suchen zu dürfen, vielleicht werde der Traum Wahrheit. Aber als sie 
nach Roßla kam, ward ihr böser Empfang; der Herzog fertigte sie auf 
der Brücke ab, ja soll ihr sogar einen Holzschuh ins Gesicht geworfen 
haben, so daß sie blutend umkehren mußte. Als sich aber ihr Bruder 
Ladislaus für sie verwenden wollte, erklärte die edle Frau, ihr sei 
nichts geschehen, alle derartigen Gerüchte seien böswillige Erfindungen 
der Vitztume. Sie starb am 13. November 1462. Nun stand dem 
Herzog nichts mehr im Wege, seine Käthe zu heiraten. Es hielt ihn 
davon keine Rücksicht ab, weder die auf das Gerede der Leute, noch auf 
seinen Stand. Denn man sprach übel von der Geliebten des Herzogs, daß 
sie es auch mit anderen halte. Einer der Kumpane des Herzogs rühmte 
sich sogar diesem selbst gegenüber, auch ihre Liebe genossen zu haben. 
Der Herzog wollte ihm ans Leben, ohne damit die Sache zu ändern. Trotz 
besserer, ihm mitunter aufdämmernder Erkenntnis konnte er sich doch nicht 
aus den Netzen der schlauen Buhlerin befreien. Wie wenig ihr trotz ihrer 
Stellung zum Herzog seitens der Hofleute Achtung entgegengebracht 
wurde, beweist das Benehmen eines Edelmannes, der ihr den Trunk 
zu kredenzen pflegte ihr aber, als sie ihn einmal länger als gebührlich 
warten ließ, den Becher mit einer mehr thatsächlich richtigen als höfischen 
Bezeichnung ihrer Person auf den Leib warf. Die Standesrücksichten 
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