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hier wurde zur Freude von Bürger und Bauer, besonders aber auch
der Kaufleute, ein Landfrieden von sechs Jahren verordnet. Mit
Albrecht von Mecklenburg ging er dann energisch an die Züchtigung
der Naubritter, der sogenannten Stellmeiser, und verschaffte dadurch der
Mark wieder leidliche Zustände, ein Vorgänger des Burggrafen Fried=
richs VI. von Nürnberg, der dann ein reichliches Jahrzehnt später sich
dauernd derselben Aufgabe widmen konnte.
Wilhelm wurde durch seine gleichzeitige Fehde mit dem auf-
blühenden Erfurt, das seit 1392 sogar eine Universität besaß, einiger-
maßen in der Verfolgung der brandenburgischen Angelegenheiten ge-
hindert. Wilhelm kam teils durch Lehnsbesitzungen in der Nähe der
Stadt, teils durch Beziehungen zu benachbarten Herren in nähere Be-
rührung mit Erfurt, die bei dem Stolze dieses sich immer mächtiger
entwickelnden Gemeinwesens nicht freundliche bleiben konnten. Die Ver-
anlassung für Wilhelm loszuschlagen, bot die Hinrichtung einiger Herren
von Lengefeld als Raubritter. Diese wurde von dem Landfriedensrichter
Grafen Johann von Schwarzburg auf die Klage Heinrichs von Lengefeld
als Landfriedensbruch bezeichnet und die Sache dann von Wilhelm vor
das Hofgericht des Kaisers zu Prag gebracht, das Ende März 1395
die Erfurter zur Verantwortung vorlud. Die Erfurter bestritten die
Zuständigkeit des Gerichts und erschienen nicht. Daraufhin zog Wilhelm
verwüstend vor die Stadt, die an Herzog Friedrich von Braunschweig
einen Bundesgenossen fand; die brandenburger Geschäfte veranlaßten
ihn jedoch, im Oktober einen Waffenstillstand mit den Erfurtern bis
zum Juli 1396 abzuschließen. Nach dessen Ablauf erwirkte er die
Achtung der Stadt und der mit ihnen verbündeten Grafen von Hohn-
stein. An der Fehde nahmen unter anderen Grafen und Herren auch
die Burggrafen von Nürnberg teil. Landgraf Balthasar, der, trotzdem
er Landgraf war, in dem Streite eine zweite Rolle spielte, legte sich
nun doch ins Mittel und veranlaßte im November 1396 eine vor-
läufige Verständigung, mit deren Ergebnis jedoch Wilhelm durchaus
nicht zufrieden war.
Die zuwartende Politik Wilhelms in Böhmen trug noch weitere
Früchte, als die Erwerbung der Statthalterschaft in Brandenburg ge-
wesen war. Als sich im Laufe der Jahre 1395 und 1396 Wenzel
und sein Vetter Jobst wieder näherten, und zwar auf Kosten von