Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Kurie abgeurteilt werde und schlug den schon erwähnten Bischof von 
Lavant vor. Die Brüder antworteten 1467 in einem durchaus würdigen 
Briefe, in dem sie jede päpstliche Einmischung ablehnten und ihr Ver- 
fahren als durchaus durch die Politik und durch das Interesse ihres 
Landes berechtigt hinstellten. Hübsch ist in dem Briefe die Stelle, wo sie 
sagen, daß sie beide wie zwei junge Hnbäume grüneten, die aus einem 
guten Stamme her sich erhüben. — Kaiser Friedrich, seiner Verwandt- 
schaft mit den Wettinern ungeachtet, legte sich auch für den Reußen 
ins Mittel; er war Georg Podiebrad gram, seitdem der ihn und sein 
Geschlecht um die böhmische Krone gebracht hatte. Auch ihm ant- 
worteten die Brüder, sich verteidigend und den Sachverhalt darlegend. 
Auch ging 1467 Albrecht persönlich zu seinem Oheim nach Linz, um 
zwischen ihm und Georg in kleineren Streitigkeiten zu vermitteln, die 
gerade obschwebten, ohne jedoch eine Annäherung zu stande zu bringen. 
Schließlich geriet durch glücklichen Zufall Heinrich in die Gefangenschaft 
der Herzöge von Sachsen und wurde erst nach Schellenberg, dann nach 
Rechenberg gebracht, später jedoch, namentlich infolge der vielen Be- 
mühungen seiner Frau, wieder in Freiheit gesetzt. Ob in dieser Frei- 
lassung ein Zugeständnis lag, daß man vielleicht aus politischen Er- 
wägungen zu weit gegen ihn vorgegangen sei, mag dahingestellt sein. 
Jedenfalls blieb Albrecht im Besitze von Plauen und Heinrich II. 
hörte nicht auf, seine Ansprüche bald durch die Feder, bald, wenn es 
sich so bot, mit dem Schwerte als Bundesgenosse der Feinde der 
Wettiner in Erinnerung zu bringen. 
Die ganze Lage wurde aber in ein anderes Licht gerückt, als am 
22. März 1471 König Georg Podiebrad starb, nicht alt an Jahren, 
denn er war erst 51 Jahre alt, aber alt an Ruhm und aufreibenden 
Lebenserfahrungen. Eben die letzten Jahre seiner Regierung mußten 
ihm außerordentlich bitter angekommen sein. Es gelang dem Papste, 
noch ein Kreuzheer wieder den hussitischen König auf die Beine zu 
bringen, während schon der Halbmond des Türken seinen trüben, 
lebensfeindlichen Glanz über Ungarn und die östlichen Gebiete Habs- 
burgs erstrahlen ließ. Das Kreuzheer wurde zwar 1467 bei Teinit 
geschlagen, wie seine Vorgänger; aber neue Feinde erstanden. Der 
von der Kurie als Gegenkönig in Aussicht genommene König Kasinmir 
von Polen lehnte allerdings ab. Dagegen trat sein eigener Schwieger-
	        
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