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zu behelligen. — In diesen Zusammenhang gehört auch die 1477
erfolgte, nur vorübergehende Erwerbung der bibersteinischen Herr-
schaften Sorau, Beskow und Storkow; sie waren jedoch nur unter
der Bedingung des Wiederkaufs veräußert worden und dieser erfolgte
1510.
Mittlerweile war, hauptsächlich infolge von Friedrichs III. kraft-
losem Regiment und von dem geringen Anteil der einzelnen Landes-
fürsten an den Reichsangelegenheiten, namentlich an der Reform der
Heeresverfassung des Reiches, die Türkengefahr für das Reich, ins-
besondere für die Erblande des Kaisers gewachsen. Seitdem Sultan
Mohammed II. am 29. Mai 1453 das letzte Bollwerk des griechischen
Kaisertums erobert hatte, streisten türkische Scharen durch Ungarn bis
in die Jagdgebiete des Kaisers in Steiermark und Kärnten und ver-
breiteten durch barbarische Grausamkeiten den Schrecken vor dem türkischen
Namen. Die Reichstage zu Regensburg, Nürnberg, Augsburg, an
denen auch Kurfürst Ernst teilnahm, brachten trotz langer Beratungen
und trotz vielen Redens und Schreibens keine Abhilfe. Es blieb nach
wie vor Matthias von Ungarn überlassen, allein, wenn auch sehr wider
seinen Willen, Vorkämpfer für die Sicherheit des Reiches zu sein. —
Gleichzeitig hatte sich aber im Westen des Reiches eine Macht gebildet,
mit der der deutsche Kaiser in irgend einer Weise sich abfinden mußte,
wenn sie seiner Herrschaft nicht ebenfalls gefährlich werden sollte. Es
ist erzählt worden, wie im Jahre 1443 das Herzogtum Luxemburg an
Philipp von Burgund kam. Die Entwickelungsgeschichte dieses Herzog-
tums Burgund ist ein Beleg für die in der letzten Zeit des Mittel-
alters immer mehr erstarkende Fürstengewalt und für das Emporkommen
gewisser Dynastien, die dann in der Folgezeit die Geschicke Europas
bestimmen und den absoluten Staat der nächsten Jahrhunderte vor-
bereiten. Im Jahre 1363 verlieh König Johann von Frankreich
das durch Erbschaft an ihn gekommene Herzogtum Burgund, im
wesentlichen mit der französischen Landschaft Bourgogne zufammen-
fallend, seinem jüngsten Sohne Philipp dem Kühnen. Dieser schon
erwarb durch Heirat Flandern, Artois, die zum deutschen Reiche
gehörende Freigrasschaft Burgund (die Franche-Comté) und die Ge-
biete von Nevers und Rethel. Sein Enkel, ebenfalls Philipp genannt,
gewann 1425 durch die Familienverbindung seiner Mutter als Erbe