Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

Holland, Seeland, Friesland und Hennegau, später Limburg und 
Brabant, ferner durch Kauf Namur, durch Vertrag, wie oben schon 
erwähnt, Lützelburg oder Luxemburg, abgesehen von kleineren Er- 
werbungen. Seit 1467 herrschte über diese Gebiete sein Sohn Karl, 
dem die Geschichte, wie dem Urahn, den Beinamen des Kühnen ge- 
geben hat. Er erwarb teils durch kriegerische Gewalt, teils durch 
Vertrag das Bistum Lüttich, die Gebiete von Geldern und Zütphen, 
die Landgrafschaft Ober-Elsaß mit dem Sundgau, die Grafschaft Pfirt, 
die Städte Rheinfelden, Säckingen, Laufenburg und Waldshut, die 
Grasschaft auf dem Schwarzwald und Schloß und Stadt Breisach. 
So war ein Reich erstanden, das sich von der Nordsee bis an den 
Jura und die Alpen hin ausdehnte und die reichsten, blühendsten und 
industriellsten Landschaften Europas umfaßte. Die Stellung des bur- 
gundischen Herzogs, der Lehnsmann sowohl des deutschen Kaisers als 
des französischen Königs war und doch eine jenem entschieden über- 
legene, diesem mindestens gewachsene Macht besaß, mußte über kurz 
oder lang eine Entscheidung notwendig machen. 
Diese Macht aber einem männlichen Erben zu hinterlassen, war 
Karl versagt geblieben. Er hatte nur eine Tochter, Maria mit Namen; 
bei der lehnsrechtlichen Abhängigkeit seiner Herrschaft teils von Frank- 
reich, teils von Deutschland war es sicher, daß Maria nach dem Tode 
des Vaters namentlich Frankreich gegenüber eine schwierige Stellung 
haben würde, wo ein ebenso verschlagener als gewissenloser und herrsch- 
süchtiger König, Ludwig XI., auf dem Throne saß. Diese über- 
legung und namentlich der eigene Ehrgeiz ließen es Karl, der in 
Alexander dem Großen sein Vorbild sah, wünschenswert erscheinen, 
seinen Landen durch Erwerbung der Königskrone Unabhängigkeit zu 
verleihen. Bei Ludwig XI. in dieser Richtung Entgegenkommen zu 
finden, durfte er bei dem Charakter dieses despotischen Monarchen 
nicht erwarten. Eher mochte er es von Kaiser Friedrich III. erhoffen. 
Allerdings hatte von diesem schon sein Vater mehrfach den Titel eines 
Königs von Brabant erbeten, aber von ihm abweisenden Bescheid erhalten, 
da er jene Länder dem Reiche weder entfremden könne noch wolle. 
Unterdessen waren aber die Verhältnisse andere geworden. Friedrich III. 
begehrte im Hinblick auf das reiche Erbe die Hand Marias von Bur- 
gund für seinen ritterlichen, dem Vater unähnlichen Sohn Maximilian.
	        
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