Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Eine Zusammenkunft der Herrscher wurde vereinbart; sie fand zu Trier 
im Oktober und November 1473 statt. Karl der Kühne erschien mit 
wahrhaft königlicher Pracht und stellte auch sonst durch sein ganzes 
Wesen den Kaiser sehr in den Schatten, was diesen arg verdroß. 
Auch hatte König Ludwig XI. unter Hinweis auf das Bündnis 
zwischen Karl und Matthias von Ungarn es wohl verstanden, in dem 
Herzen des mißtrauischen Habsburgers Argwohn zu säen. Hingegen 
traute auch Karl diesem nicht. Friedrich verlangte zuerst die feierliche 
Verlobung, Karl zuerst die Krönung. So gog sich die Zeit in un- 
fruchtbaren Verhandlungen hin, die allein den vor jeder festen Ent- 
scheidung zurückschaudernden Kaiser befriedigten, bis er plötzlich am 
25. November in aller Heimlichkeit Trier verließ und die Mosel hinab- 
fuhr. Der unwillige Herzog ließ nun die habsburgischen Besitzungen 
im Elsaß verwüsten und legte sich, um den verjagten Erzbischof Ruprecht 
von Köln, der ein Bruder seines Verbündeten, Friedrichs von der Pfalz, 
war, zurückzuführen, mit großer Heeresmacht vor die Stadt Neuß, an 
der Erfft gelegen, unweit deren Einfluß in den Rhein. Die Nach- 
richten von diesen anmaßenden lbergriffen des kecken Karl in deutsches 
Reichsgebiet empörte alle Welt; sogar Friedrich III. ermannte sich 
einigermaßen aus seiner Unthätigkeit und rief die Reichsfürsten zur 
Hilfe auf. Auch erhielt er Zuzug versprochen von den Schweizern, 
die dem immer mächtiger werdenden Nachbar mißtrauisch zusahen. Im 
Hintergrunde schürte Ludwig XI. Zum obersten Feldhauptmann bestellte 
der Kaiser Albrecht Achilles von Brandenburg. Auf den Tagen von 
Würzburg und Frankfurt a. M. wurde mit den Reichsfürsten über die 
vom Reiche zu stellenden Truppen verhandelt. Herzog Albrecht war 
zugegen und vertrat das Haus Wettin, während sein Bruder Ernst, 
wie erzählt wurde, damals gerade mit Matthias von Ungarn unter- 
handelte. Seinen ritterlichen Neigungen und seiner Anhänglichkeit an 
das Kaiserhaus folgend, auch durch Verheißungen des im Versprechen 
immer freigebigen Friedrichs III. angestachelt, erklärte sich Herzog 
Albrecht zu namhafter Hilfeleistung bereit und trat mit seiner Schar 
im November 1474 den Zug nach dem Rhein an; zu Neujahr 1475 
langte er zu Andernach an, während sich das übrige Reichsheer vor 
Köln sammelte. Nachdem mit diesem die Vereinigung erfolgt war, 
führte Albrecht als „des Kaisers gewaltiger Marschall und Banner-
	        
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