— 609 —
Familie innegehabten Erzstuhl auch für sich zu erwerben. Das Dom-
kapitel war Johann durchaus nicht vollzählig ergeben, sondern ein
von ihm bestellter Wahlausschuß wählte im November 1396 Gott-
fried von Leiningen, während Johann von Nassau sich nach Rom
begab, um dort persönlich seiner Sache Nachdruck zu verschaffen. Für
Wenzel war die bisherige Stellung des Hauses Nassau auf dem
mainzer Erzstuhle maßgebend, die oft genug feindselig gewesen war;
aber gleichermaßen hatte auch das Haus Wettin sich nie recht mit
den Nassauern stellen können. Abgesehen von jenem Adolf von Nassau,
der einst Meißen und Thüringen als deutscher König in so unerhörter
Weise verwüstete, abgesehen auch von Gerlach von Nassau, mit dem
Frrungen genug vorgekommen waren, lag noch in frischester Erinnerung
der in den siebziger Jahren ausgefochtene Kampf um das Erzstift
zwischen Adolf von Nassau und Bischof Ludwig von Wettin. Ferner
aber hatte sich Johann von Nassau gleich von vornherein mit Ruprecht
von der Pfalz verständigt, der bei dem nachlässigen, launischen Regi-
mente Wenzels sich begründete Hoffnung auf Erwerbung der deutschen
Krone machte. Wenzel sah ein, daß er sich unbedingt aufraffen und
etwas thun müsse, namentlich aber seine Stellung durch Gewinnung von
Bundesgenossen zu stärken habe. Bei der vorerwähnten Anwesenheit
Wilhelms zu Prag, bei der dann auch dessen Gemahlin Elisabeth zugegen
war und sich von Wenzel sehr geehrt sah, bot Wenzel Wilhelm, der
ja kinderlos war, aber für die anderen Angehörigen des wettinischen
Hauses immer Sorge trug, die Hand seiner Nichte Elisabeth für
Friedrich, den jugendlichen Neffen Wilhelms, den Sohn des Land-
grafen Balthasar, an. Elisabeth war die Tochter Johanns von Görlitz,
des jüngsten Bruders Wenzels, der trotz aller treuer Anhänglichkeit
an diesen doch nur dessen schnödesten Undank erfahren hatte und vor
kurzem, am 1. März 1396, in dem Kloster Neuzelle ganz Pplötzlich,
und wie man wissen wollte, an Gift gestorben war. Als Mitgift
sollte Elisabeth ihrem zukünftigen Gemahle 10.000 Schock Prager
Groschen bringen, zahlbar ein Jahr nach der Hochzeit, oder im Nicht-
zahlungsfalle, der bei der Finanzlage Wenzels das Wahrscheinlichere
war, sollten die Städte Bautzen, Lauban, Löbau und Kamenz zu Pfand
gehen; wenn die Eheversprechung vom Könige nicht erfüllt würde, so
sollten dem Markgrafen von Meißen, also nicht dem dochk eigentlich
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande.